Im Fall der im Jahr 2001 spektakulär Pleite gegangenen Wiener Internetfirma YLine ist der frühere Firmenchef Werner Böhm in einem Teilverfahren freigesprochen worden. Wie das "WirtschaftsBlatt" berichtete, hat das Gericht Böhm und zwei weitere Weggefährten in einem Finanzstrafprozess wegen angeblich fingierter Rechnungen am Mittwoch für unschuldig erklärt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Staatsanwältin Sonja Herbst, die die Anklage von BAWAG-Chefankläger Georg Krakow übernommen hatte, hat jetzt drei Tage Zeit, Rechtsmittel einlegen. Dem Trio wurde laut Zeitung vorgeworfen, dass die New Economy-Firma YLine an ihre Tochter Proofit-M-Commerce eine Scheinrechnung ausgestellt und damit unrechtmäßig 300.000 Euro Vorsteuer geltend gemacht habe. Im Mittelpunkt stand die YLine-Software Ares, die laut Anklage "nie ein gebrauchsfähiges Produkt" gewesen sei. Böhm konterte, der Ares-Prototyp sei sogar beim Autokonzern DaimlerChrysler gelaufen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt in der Causa seit Jahren gegen mehrere Verdächtige wegen Betrugs, Untreue, Bilanzfälschung und Insiderhandels. Wann mittlerweile sechs Jahre nach der Pleite die Hauptanklage kommen wird, ist jedoch nach wie vor offen.
Das einst börsenotierte Software- und Internetunternehmen YLine war 2001 spektakulär in die Pleite geschlittert - wie sich nachher herausstellte mit fast 30 Mio. Euro Schulden. Allerdings hat der Masseverwalter von ehemaligen Geschäftspartnern bereits erhebliche Summen zurückgeholt und damit erst vor kurzem in einem ersten Schritt 6,3 Mio. Euro der Schulden zurückgezahlt. Mehr könnte noch folgen. Fünf Zivilrechtsverfahren sind beim Handelsgericht noch anhängig. Weitere 1,4 Mio. Euro liegen in der Masse.
(APA)