Der Lokführer im Verteidigungsministerium

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Stefan Kammerhofer, Kabinettschef von Norbert Darabos, sieht sich als erster Mitarbeiter ohne Einfluss auf die Entscheidungen.

Wien. Stefan Kammerhofer hat es sich in seinem Büro spartanisch eingerichtet. Bilder an den Wänden fehlen völlig, umso auffälliger dafür zwei Ausstellungsstücke: Das Modell einer Taurus-Lok und ein Hochofen-Mantel, der an der Wand hängt. Beides hat für den Kabinettschef von Verteidigungsminister Norbert Darabos Symbolcharakter. Die Lokomotive erinnert an die beruflichen Anfänge des heute 44-jährigen als Lokführer bei den ÖBB. Noch heute ist er offiziell Angestellter der Bahn, ausgeliehen an das Ministerium.

Der Hochofen-Mantel dient dazu, die Dimension zurecht zu rücken. Wenn Arbeitsbelastung und Arbeitsleid zu groß werden, reicht ein Blick auf den in Feuerfest-Materialien ausgeführten Mantel, um zu zeigen, was echte Arbeitsbelastung ist.

Kammerhofer ist in der Politik schon ein alter Hase. 1996 wechselte er nach Absolvierung der Sozialakademie der Arbeiterkammer ins Kabinett des damaligen Sozialministers Franz Hums und verblieb dort auch unter dessen Nachfolgerin Lore Hostasch. Nach der Nationalratswahl 1999, als die SPÖ die Regierung verlassen musste, wurde Kammerhofer Mitarbeiter im Parlamentsklub – und war dort erstmals zuständig für das Thema Landesverteidigung.

Als Milizsoldat in Zypern

Das war eine durchaus logische Entscheidung. Denn im Gegensatz zu seinem jetzigen Chef Norbert Darabos hat sein Kabinettchef das Bundesheer von innen kennen gelernt: Als Milizsoldat war er auch zweimal in Zypern auf Auslandseinsatz.

Als die SPÖ nach der Nationalratswahl überraschenderweise das Verteidigungsressort erhielt, war der Wechsel ins Ministerium wiederum logisch. Norbert Darabos benötigte einen erfahrenen Mitarbeiter, um die Aufgaben bewältigen zu können. Und die waren ja nicht ohne: Von Darabos wurde nach dem SPÖ-Wahlkampf erwartet, dass er eine Abbestellung der Eurofighter zustande bringt. Und im Zuge der Heeresreform muss nun in den kommenden Monaten das gesamte Ministerium umstrukturiert werden.

Als Leiter eines Kabinetts mit 31 Mitarbeitern hält Kammerhofer aber wenig von militaristisch-autoritärem Führungsstil. „Ich setze auf Kooperation, ich will zeigen, dass der Mensch wichtig ist“, sagt er selbst. Das komme bei den Mitarbeitern gut an. Vorbild sei da der Minister, dem er Rosen streut: Dieser lebe den Stil des Zuhörens und Verstehens vor.

Und wie viel Entscheidungsgewalt hat ein Kabinettschef? Im Heer gebe es ja Gerüchte, wonach in Wirklichkeit Kammerhofer das Ministerium führe und seinen Minister lenke. „Kompletter Unsinn“, sagt er darauf. Als Kabinettschef habe er überhaupt keine Anteile an der Entscheidung. „Der Minister ist der Chef, er verteilt die Aufträge, ich führe sie als sein erster Mitarbeiter aus.“ Die Beamten im Ministerium würden die Themen inhaltlich aufbereiten. Ein Mitarbeiter des Ministers könne da nicht seine eigene Meinung einbringen. Das sei auch eine Frage des Vertrauens, die Nähe nicht auszunutzen.

Rückkehr in die ÖBB möglich

Insofern ist es logisch, dass er im Gegensatz zu anderen Kollegen keine Lust verspürt, selbst in die Politik zu wechseln. Damit würde man sich in ein Spannungsfeld begeben, in dem man keine gute Arbeit machen kann, glaubt er. Eine Rückkehr zum alten Arbeitgeber ÖBB scheint da eher möglich. Dies hat sich Kammerhofer ja stets offen gehalten. Schließlich kann es in der Politik auch sehr schnell gehen, dass man seinen Posten verliert.

Für die spärliche Freizeit hat der seit 14 Jahren verheiratete Kabinettschef ein Hobby: Das Laufen. „Aber ohne Leistungsdruck. Den habe ich in der Arbeit zur Genüge.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2007)


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