Tragikomische Wasserwesen: Neues von Christoph Ransmayr

(c) Michaela Bruckberger
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Mit "Damen & Herren unter Wasser" veröffentlicht der Autor eine unterhaltsame Bildergeschichte.

Er habe "den Typus jener Bildgeschichte noch einmal vorführen" wollen, "die einigen von uns in ihren Schuljahren Plage oder kindliches, vielleicht sogar kindisches Vergnügen war", sagt Christoph Ransmayr im Vorfeld seiner neuen Veröffentlichung "Mit Damen & Herren unter Wasser". Der Autor, zuletzt mit "Der fliegende Berg" erfolgreich, freut sich, dass sein neues Werk voller Ironie und Wortwitz ist.

Sichtbares Vergnügen

Dieses Vergnügen empfand der Autor sichtlich schon beim Schreiben, nicht nur weil er seiner selbst gestellten Aufgabe "die Bildergeschichte neu zu beleben" ausgerechnet in der marokkanischen Sahara nachkam. Die Unterwasserfotografien des oberösterreichische Fotografen und Bildhauers Markus Wakolbinger, die den Wortwitz Ransmayrs im Roman mit Bildern unterlegen, waren ihm gleichzeitig Inspiration und Anhaltspunkt.

Durch Wakolbinger, der 2003 seine in unterirdischen Taucherparadiesen aufgenommenen Bilder exotisch wirkender Fische, Krebse, Korallen oder Schnecken bereits im Wiener MAK zeigte, hinterlassen die geschilderten Kurzszenen Ransmayrs auch einen bleibenden optischen Eindruck.

Zusammenspiel von Text und Bild

Ransmayr widmet sich in seinem unterhaltsamen Text jedoch weniger dem Bild-Beschreiben, als dem Geschichten-Erfinden. Er projiziert die Welt des Alltags in die Unterwasserwelt und schildert auf diese Weise eine Hoffnung der Menschen, ihren Seelenfrieden im Wasser zu finden.

Eine ständig von kleinen Putzerfischen umschwärmte Kronenqualle ist für ihn etwa eine frühere Schwimmlehrerin, die panische Angst vor dem möglichen Ertrinken ihrer Schützlinge hat und ihren Verlobten, einen Kampftaucher, einst bei einem Unfall mit einer Schiffsschraube verlor.

Eine Imperialgarnele des Fotografs, die sich an eine riesige rote Nacktschnecke klammert und auf ihr über den Meeresboden reitet, wird bei Ransmayr wiederum ein früherer Wasserbettverkäufer.

"Fischfunk" als Verbindungselement

Die Protagonisten wirken tragikomisch, da sie einst als gewöhnlich Menschen ihr Dasein fristeten, aber dann zu Tiefsee-Bewohnern mutierten, um ihrem Alltag zu entfliehen. Sie verständigen sich per "Fischfunk", einem eigens dafür eingeführten literarischen Element, miteinander. Menschliche Taucher wissen freilich den Kommunikations-Code nicht zu dechiffrieren.

Ransmayr schafft es durch diesen gekonnten literarischen Schachzug, eine Kombination zwischen Bild und Text herzustellen, die unverrückbar scheint. Das eine funktioniert ohne das andere nicht. Der Autor belebt damit mit einer gekonnt ironisierten Erzählhaltung die Einbindung von Bildern in literarischen Werken.

(APA/Red.)


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