Abseits der bekannten Routen

Heidrun Henke
  • Drucken

Wiener Wohngegenden. Es muss nicht immer der Erste sein. Alternativen für Menschen mit hohen Ansprüchen.

Sie sind die absoluten Nobelgegenden in Wien: der erste Bezirk für stilvolle Wohnungen, Hietzing, Döbling und Teile Währings für prachtvolle Villen und schicke Architektenhäuser. Dort aber auch Immobilien zu finden – ohne lange warten beziehungsweise zu tief in die Tasche greifen zu müssen – ist schwierig. Sie sind heiß begehrt und dementsprechend rar.

Doch keine Sorge: Wer sich nicht partout auf diese Gegenden festlegt – aus Prestige- oder sonstigen Gründen – kann in Wien aus einigen Alternativen wählen: Attraktive Wohngegenden mitsamt toller Bauten gibt es nicht nur mitten in der Stadt und an ihrem westlichen Rand, sondern auch dazwischen.

Deutlich mehr Angebot

Streift man zum Beispiel durch das Botschaftsviertel in Wien-Landstraße, durch die Josefstadt oder durch die Peripherie von Ottakring, entdeckt man Gassen und Ecken, an denen auch Wohnen der Luxusklasse durchaus vorstellbar ist.

Und zwar mit positiven Nebeneffekten. Erstens: die kürzeren Such- und Wartezeiten als in der Innenstadt. Denn in der City „ist das Angebot extrem knapp. Ab und zu ist einfach nichts zu finden“, sagt etwa Georg Spiegelfeld von Spiegelfeld Immobilien. Womit wir schon bei zweitens wären. Im Vergleich zum ersten Bezirk nehmen sich die Preise in anderen Gegenden günstig aus – sogar wenn die Rede von luxuriösen Domizilen ist.

So zählen all jene Grätzel der Bezirke 3 und 4 sowie 6 bis 9, die nah an der Innenstadt liegen, für Horst Schwarzenberg eigentlich schon zum Nobelsegment, der Experte für Luxuswohnimmobilien ortet aber dennoch Kostenunterschiede. Wenn alles passt, „gibt es auch dort schon Verkäufe um 6500 Euro pro Quadratmeter“, sagt Schwarzenberg. Beileibe kein Schnäppchen, aber im Vergleich zu Spitzenpreisen im ersten Bezirk von 10.000 oder sogar 13.000 Euro pro Quadratmeter eine deutlich geringere Belastung für die Geldbörse – Schwarzenberg schätzt die Differenz auf 40 Prozent: „Die Schere zur Innenstadt war aber schon größer“.

Spiegelfeld empfiehlt, auch in Gegenden wie Mariahilf oder Neubau die Augen offen zu halten – und nach oben zu blicken. „Dort entstehen teilweise ganz tolle, absolut hochwertige Dachausbauten. Und in Seitengassen der Mariahilfer Straße, etwa der Barnabitengasse, sei die Wohnqualität ebenfalls hoch.

Ausblick statt Prestige?

Wer ein ganzes Haus, nicht nur eine Wohnung für sich haben möchte, kann sich auch im 16. oder 17. Bezirk umschauen. Für Schwarzenberg ist beispielsweise die Gegend am Wilhelminenberg absolut luxustauglich. „Oft hat man dort einen 100mal schöneren Ausblick als im Innenstadtdomizil.“ Vom Preisniveau her liegt dieses Grätzel noch deutlich unter dem 18. und 19. Bezirk. Aber das reizt nicht alle: „Wer dort sucht, hat oft eine Verbindung zum Bezirk. Wer viel Geld ausgeben und prestigeträchtig kaufen will, zieht sicher nicht in den 16. Bezirk“, meint Schwarzenberg.

Preisgefüge ändert sich

Und so manchen, der in Döbling oder Währing nicht fündig wird, zieht es gleich ganz weg aus der Bundeshauptstadt. Orte wie Baden, Mödling oder Perchtoldsdorf waren schon immer begehrte Ziele. Momentan lockt auch Bisamberg, vor allem aber Klosterneuburg. „Noch sind die Preise dort, beispielsweise für Villen, um einiges niedriger“, sagt Spiegelfeld. Wie lange das anhalten wird? Nicht mehr ewig. „Das Preisgefüge ändert sich bereits.“

RUND UM DIE CITY.

Wer sein Nobeldomizil nicht unbedingt in Wien 1 aufschlagen muss, kann sich etwa in den Bezirken rundherum umsehen. Dort ist das Angebot an hochwertigen Wohnungen momentan größer, die Preise sind vergleichsweie günstig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.