Der Türöffner
Martin Schlaff - Der einzige Oligarch Österreichs

Martin Schlaff gilt als der "einzige Oligarch Österreichs". Sein Privatvermögen wird auf zwei Mrd. Euro geschätzt. Viel von dem, was er tut, ist geheimnisumwittert. Fest steht: Er ist der wohl erfolgreichste Türöffner Österreichs.
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Der Wiener Geschäftsmann wurde am 6. August 1953 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Start seiner Karriere war die ursprünglich auf Zellstoff- und Papierhandel spezialisierte Robert Placzek AG, in die er in frühen Jahren eingeheiratet hat.
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Die Scheidung im Jahr 2008 (kolportierte Abfertigung: 200 Mio. Euro) brachten den an sich sehr medienscheuen Manager kurzfristig einer größeren Öffentlichkeit nahe.
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Womit er sich tatsächlich die Zeit vertreibt, darüber spricht der Milliardär in der Öffentlichkeit äußerst ungern. "Ich spreche grundsätzlich nicht mit Medien", sagt er stets auf Journalistenfragen, auch wenn er sich zuletzt öfter als früher bei öffentlichen Events gezeigt hat.
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Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde Schlaff verdächtigt, für die DDR spioniert zu haben."Ich kann mich gut erinnern, was mir nicht alles im Zusammenhang mit meinen Geschäften in der ehemaligen DDR angedichtet wurde. Hätte ich ernsthaft jeden Unfug kommentiert, der damals über mich geschrieben wurde, wäre ich damit voll ausgelastet gewesen. Ich muss oft schmunzeln, wenn Schulfreunde meiner Kinder nach Hause kommen und sich wundern, dass der Papa ein ganz normaler Mensch ist", sagte Schlaff im "profil".
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1997 gelang es Schlaff, seinen engen Freund und damaligen Bawag-Chef Helmut Elsner gemeinsam mit Casinos Austria-Generaldirektor Leo Wallner zu einem Engagement im palästinensischen Autonomiegebiet Jericho zu überreden.
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Das inzwischen legendäre "Oasis"-Casino erwies sich als Goldgrube. Weil Glücksspiel in Israel verboten ist, pilgerten täglich 8000 Glücksritter - vor allem aus Israel - in den Spielpalast. Erst mit Ausbruch der zweiten Intifada im Oktober 2000 musste das Casino (bis heute) schließen.
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Es war Schlaff, der 2006 für Ex-Bawag-Chef Elsner eine Kaution von einer Million Euro auslegte. Schlaff soll übrigens seit 2000 von den Karibik-Verlusten der Bawag gewusst haben - sein Freund Elsner dürfte es ihm erzählt haben.
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Immer wenn sich die Telekom Austria in Osteuropa auf politisch sensiblem Terrain bewegte, kam Schlaff zum Einsatz - dieser ließ dann seine Kontakte in alle Welt spielen.
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Beim Einstieg der Telekom Austria in Weißrussland, wo es verzwickte Eigentumsverhältnisse gibt, spielte er erneut den Vermittler.Im Bild: Ein eingespieltes Team: Martin Schlaff und Ex-Telekom Austria-Chef Boris Nemsic.
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In seinem ersten Geschäft mit der Telekom Austria hatte er mit seinen Partnern Herbert Cordt und Josef Taus 2002 die bulgarische Mobiltel für 800 Millionen Euro gekauft. Drei Jahre später verkaufte er die Mobiltel mit 800 Millionen Euro Gewinn um 1,6 Milliarden Euro an die Telekom Austria weiter.Im Bild: Josef Taus.
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Das brachte Schlaff und die Telekom Austria in die Kritik.
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Weniger gut lief es in Serbien. Die norwegische Telenor bremste die Telekom Austria bei der Versteigerung der von Schlaff & Co. übernommenen Mobtel aus. Interventionen des damaligen BZÖ-Vizekanzlers Hubert Gorbach scheiterten.
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Belohnt wurde Gorbach dennoch. Schlaff hievte Gorbach 2007 in den Aufsichtsrat des Feuerfestkonzerns RHI, über den er in einem zähen Machtkampf erst im Juni die Kontrolle übernommen hatte.
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Mit Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel soll er ebenso enge Beziehungen unterhalten haben wie mit Ex-SP-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, für den er im Jänner 2007 eine Wahlsiegesfeier schmiss - von der Gusenbauer allerdings nichts mehr wissen wollte.
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Schlaff zeigt jedenfalls keinerlei Berührungsängste mit Politikern sämtlicher Couleurs. So sagt der Milliardär einmal über Jörg Haider: "Ein Jörg Haider ist nicht ausschließlich an seinen Bierzeltsagern zu messen."
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