Unikum. Die einzige Hochschule Österreichs ohne gewählten Rektor.
GRAZ (ewi). Die Entscheidung könnte heute, Dienstag, fallen: Der Senat der Medizin-Uni Graz unternimmt einen dritten Anlauf, um einen ordnungsgemäßen Dreiervorschlag für die Rektorswahl zu beschließen. Diese Universität ist übrigens die einzige in Österreich, die das Studienjahr ohne ordungsgemäß gewählten Rektor beginnt.
Zur Vorgeschichte: Im Frühjahr hat der Senat statt des laut Gesetz vorgesehenen Dreiervorschlags nur einen Einervorschlag für die Rektorswahl vorgelegt, worauf Uni-Ratsvorsitzender Franz Marhold diesen postwendend zurückwies. Es kam zu einer Neuausschreibung, und am 19. Oktober legte der Senat einen Zweiervorschlag vor. Laut Geschäftsordnung, die sich der Senat selbst gegeben hat, muss mindestens die Hälfte der Senatsmitglieder für einen Kandidaten stimmen – und das war nur bei zwei der sieben Bewerbungen der Fall.
Der Uni-Rat akzeptierte die zweite Vorlage nicht, der Fall wanderte zum Wissenschaftsministerium, dieses forderte vom Senat eine Rechtfertigung. „Der Senat hat sich mit seiner Wahlordnung selbst die Hände gebunden“, sagt der Vorsitzende des Uni-Rats, Franz Marhold, übrigens selbst Arbeitsrechtlicher an der Uni Graz im Gespräch mit der „Presse“. Marhold pocht auf einen Dreiervorschlag, andernfalls würde sich der Senat „schwerwiegender Rechtsverstöße“ schuldig machen.
Sollte der Senat nun ordnungsgemäß drei Rektorskandidaten nominieren, dann kann, aber muss nicht der Streitfall beigelegt sein. Denn parallel zur Eingabe des Uni-Rats hat auch der Arbeitskreis für Gleichbehandlung der Medizin-Uni eine Beschwerde beim Ministerium eingelegt, weil eine, wie der Arbeitskreis sagt, hoch qualifizierte Bewerberin nicht berücksichtigt worden war – und das Ministerium reagierte am Montag auch. Der Eingabe des Arbeitskreises wurde stattgegeben, der Senat der Medizin-Uni muss sich nun rechtfertigen, warum er Babette Simon, die sich für das Rektorsamt beworben hat, nicht berücksichtigt hat.
Gleichbehandlungsforum: Protest
Babette Simon (47) ist Fachärztin für Innere Medizin und Vizepräsidentin der Phillips-Uni Marburg (D). „Uns geht es nur um den Dreiervorschlag“, sagt Marhold, „Simon ist sehr, sehr gut, sie verdient es aber nicht, als Quotenfrau behandelt zu werden.“ Fast gleichlautend sieht dies auch die Pharma-Unternehmerin Ilse Bartenstein, ebenfalls Uni-Rätin: „Simon hat eine höchst professionelle Präsentation geboten, sie ist wirklich gut geeignet – wie auch andere nicht berücksichtigte Kandidaten.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2007)