Pop

John Fogerty: Kein Bild ohne kariertes Flanellhemd

John Fogerty, genialer Simplicissimus des amerikanischen Country-Rock, ist wieder da.

Wütend feuerte John Fogerty, 62, sein neues Antikriegslied „Long Dark Night“ in die Wohnzimmer Amerikas: Der Veteran des US-Heimat-Pop (im besten Sinn) ließ es sich auch bei seinem Auftritt unlängst in der David-Letterman-Fernsehshow nicht nehmen, sich als scharfer Gegner des Irak-Feldzugs zu erklären.

Als Pazifist hatte er sich schon zur Zeit des Vietnamkriegs in Songs wie „Fortunate Son“ dargestellt. In der Kleinstadt El Cerrito als eines von fünf Kindern einer Alleinerzieherin aufgewachsen, früh an trübe Perspektiven gewöhnt, war Fogerty stets auf der linksliberalen Seite. „Man muss sich um die kümmern, denen es nicht so gut geht!“, sagte er einmal in einem Interview.

Wie er sich das Paradies auf Erden vorstellt, zeigt Fogerty auf „Don't You Wish It Was True“, dem ersten Song von „Revival“, seinem ersten richtigen Album seit zehn Jahren: Ein paar Gitarrenlicks, dann plumpst die große Basstrommel dazu, und Fogerty, der geniale Country-Rock-Simplicissimus, präsentiert sein Markenzeichen: den schneidenden Ton seiner Telecaster-Gitarre. Und karge, knappe Worte: Er wünscht sich viel Licht, Gesang und Gelächter, keinen Hass und keine Armeen, keine Grenzen und Feldschlachten. „What if tomorrow everybody under the sun was happy just to live as one?“

Gelitten unter „Mr.Greed“

Den Titel des Albums hat seine Frau Julie ersonnen, im Booklet dankt er ihr überschwänglich für ihre Liebe und Inspiration. Und in einem Song lässt er den Moment Revue passieren, als die Liebe unerwartet in seine gebeutelte Existenz einschlug.

Fogerty war damals, Ende der Siebziger, ernsthaft geknickt. Das Business spielte ihm übel mit. Saul Zaentz, Filmproduzent („Einer flog über das Kuckucksnest“) und Labelbetreiber von „Fantasy Records“, von Fogerty als „Mr.Greed“ besungen, verpasste ihm einen Vertrag, der ihn der Rechte an seinen Liedern beraubte. Jahrelange Prozesse und praktisch bewusste Zerstörung einer Karriere durch Zaentz zerrten an den Nerven und scheuchten Musen und Groupies davon. „He's played every card he's got, had a good hand, but he messed it up with that bum-around tumble-down heart“, fasst er diese Zeit in „Broken Down Cowboy“ zusammen. Doch dann kam Julie, und 2004 verkaufte Zaentz auch noch „Fantasy Records“! So konnte Fogerty getrost zu dem Label zurück, auf dem er seine größten Triumphe wie seine größten Niederlagen erlebt hatte.

Auf „Revival“ hört man auch Versöhnliches, ja Nostalgisches: „In Summer Of Love“ erinnert Fogerty gitarristisch an Hendrix, in „Creedence Song“ schildert er seinen Söhnen das Rock'n'Roll-Leben der Sechziger. Indessen zeigen die neuen Songs genau die Tugenden von Creedence Clearwater Revival: Jedes Kind kann sie nach dreimal Hören mitsummen, jede Schülerband nach ein paar Proben nachspielen. Und weder Fogertys (am Elvis-Gitarristen James Burton geschulter) herzhafter Gitarrenton noch sein nasaler Gesang hat in den kargen Jahren gelitten.

Seinem Stil bleibt Fogerty auch optisch treu: Kein Foto im CD-Booklet zeigt ihn ohne kariertes Flanellhemd. Die halten in Wind und Wetter und kommen alle paar Jahre wieder in Mode. Wie der CCR-Sound.

CCR: Fogertys Ex-Band

„Creedence Clearwater Revival“ brachten von 1968 bis 1972 mehr als eine Handvoll der prägnantesten, besten Songs des amerikanischen Country-Rock heraus. Nur z.B.: „Proud Mary“, „Down On The Corner“, „Bad Moon Rising“, „Born On The Bayou“, „Fortunate Son“, „Who'll Stop The Rain“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2007)

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