Die Rückkehr der Maskenmänner

Die „Albanische Nationalarmee“ sorgt mit theatralischem Auftritt für Aufsehen.

Wien/Pristina. Die Bilder wirken gespenstisch: Ein Dutzend Männer in schwarzen Uniformen haben sich in einem Waldstück versammelt. Über ihren Schultern hängen Kalaschnikows und moderne Scharfschützengewehre, ihre Gesichter sind hinter Strumpfmasken verborgen. Kurz zu sehen ist ein Straßenschild mit einer Abzweigung nach Podujevo, einer Stadt im Norden Kosovos nahe der Grenze zu Serbien. Die Maskierten tragen Abzeichen der „Armata Kombëtare Shqiptare“ (AKSh), der „Albanischen Nationalarmee“ – einer Splittergruppe, die für die Vereinigung aller albanisch besiedelten Gebiete kämpft.

Der Fernsehender RTK hatte vor einigen Tagen die Bilder gesendet, und all jene Menschen im Kosovo, die ein TV-Gerät und gleichzeitig auch Strom hatten, konnten sie sehen. Die Männer der AKSh gaben sich bei ihrem Fernsehauftritt entschlossen: Wegen „ernsthafter Bedrohung durch serbische Paramilitärs“ sei man „gezwungen, bereit zu sein.“

Schon 2006 waren in unregelmäßigen Abständen Videos und Botschaften der AKSh aufgetaucht. Und auch diesmal waren die Reaktionen so prompt wie vorhersehbar: Kosovo-Premier Agim Çeku nannte das Auftreten der Gruppe „schädlich“ für das Image des Kosovo im Ausland.

Kampf in Mazedonien

Über Größe und Schlagkraft der AKSh ist wenig bekannt. Einige albanische Beobachter schätzen sie auf 500 Mann. Im Vergleich zur einstigen kosovo-albanischen Untergrundarmee UÇK war die Splittergruppe im Kosovo nie mit großen Militäraktionen in Erscheinung getreten. Bisweilen wurde die AKSh deshalb schon als reine „Internet-Armee“ tituliert, die nur Videos im Netz verbreite, ohne über Truppen zu verfügen. „In Mazedonien hat die AKSh sehr wohl gekämpft“, meint ein ehemaliges Mitglied der mazedonischen UÇK zur „Presse“. Nach außen hin seien die AKSh-Einheiten Teil der UÇK gewesen. De facto hätten sie während des Albaner-Aufstandes 2001 aber weitgehend eigenständig operiert.

Im Kosovo übernahm die „Albanische Nationalarmee“ 2003 die Verantwortung für einen Anschlag auf eine Eisenbahnbrücke.

Ihm sei nicht bekannt, dass die Gruppe derzeit als akute Sicherheitsbedrohung eingestuft werde, meint ein Diplomat in Pristina zur „Presse“. „Da steckt vermutlich wenig dahinter.“ Ein Kosovare, der der Regierung nahe steht, ergänzt: „Freilich gibt der TV-Auftritt der AKSh Premier Çeku auch Gelegenheit, sich dem Westen als Alternative zur Gewalt zu präsentieren.“ Wobei er natürlich „auf keinen Fall sagen will, dass da irgendeine Verbindung besteht“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2007)

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