Kabarettist Alexander Sedivy: Fußball von hinten

(c) Julia Stix
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Noch acht Monate bis zur Fußball-EM und schon gibt es das erste Kabarett-programm dazu: Alexander Sedivy betrachtet das gepflegte Kickerl einmal aus einer ungewohnten Perspektive.

Er imitiert, singt und spielt gleich 13 Rollen pro Abend, wie er in seinem letzten Programm „CSI Landstraße“ bewiesen hat. Und doch kennt den Kabarettisten Alexander Sedivy nach immerhin sieben Jahren Berufsgeschichte kaum mehr als sein Stammpublikum. Im Interview erklärt er, wieso er sich mehr neugierige Österreicher wünscht, mehr Mut im österreichischen Rundfunk und warum er sich jetzt schon mit der EM befasst: im neuen Programm „Europameister! Fußball einmal anders!“.

Wer wird Europameister?
Österreich! Wenn alle anderen Mannschaften in einem Fisch-Restaurant essen, das schlechten Fisch serviert.

Haben Sie sich schon für EM-Karten beworben?
Ja, und ich wurde schmählich abgelehnt.

Liegt Ihnen der Fußball auch selbst im Blut?
Ich spiele Fußball, seitdem ich denken kann, genau genommen kann ich dann aber erst seit zwölf Jahren denken. Ich war sogar Nachwuchs-Trainer bei dem unsagbar bedeutenden Verein „RSVM Post 17“.

Aber Sie spielen ja auch noch etwas anderes: Was bringt Ihr siebentes Bühnen-Spiel?
Ich werde auch dieses Mal meine Umfelder beleuchten, alltägliche Situationen aufnehmen und daraus eine Geschichte entwickeln. Hinter die Kulissen des Fußballs will ich blicken, das ist es.

In der nächsten Zeit wird sich auch außerhalb der Fan-Meile rund um die EM recht viel tun. Wird man das Thema auch kabarettistisch ausschlachten?
Im Moment hab ich den Eindruck – was mich sehr freuen würde – dass ich der Erste bin, der sich des Themas annimmt. Ich war früh genug dran, um bei der Roadshow „Euromania“ mitzumachen und in ganz Österreich aufzutreten. Ich denke, dass in diesem Umfeld noch einiges möglich ist, der Bedarf, solche Veranstaltungen mit Kabarett-Einlagen aufzulockern, ist bestimmt da.

Tun Sie Ihrem Stammpublikum mit dem Fußball-Programm einen Gefallen? Werden Sie damit auch die treuen Herzen treffen?
Ich denke schon, weil die Elemente, die dem Publikum an mir gefallen, also das Varianten-Gemisch aus Musik, Stimmparodie, Sketches plus etwas zum Nachdenken, bestehen bleibt. Meine Handschrift werde ich auch im „Europameister!“-Programm nicht verlieren.

Sie sind Jurist von Beruf. Eine unlustige Profession?
Ja, im Prinzip ist es eben das Sinnbild des trockenen Berufs, Paragraphenreiter und so. In der Zeit, in der ich beides parallel betrieben habe, war es zugegeben auch ein recht großes Spannungsfeld für mich. Als Jurist und Kabarettist tanzt man doch eher mit einem Hintern auf zwei Hochzeiten. Das war unbequem. Egal, wie das jetzt auch klingen mag, ich hab mich fürs Herz entschieden.

Wann sehnen Sie sich nach der Juristerei zurück?
Ganz selten, aber manchmal gibt es so Momente in der Vorbereitung eines Programms. Wenn die Ideen langsamer kommen als die nahenden Regisseur-, Probe- und Premieren-Termine. Die schönsten Momente sind dafür, wenn man in der Straßenbahn sitzt und einem genau das einfällt, worauf man gewartet hat.

Wie war es denn, sich als „Neuling“ in der Kabarett-Szene zu etablieren? Ein hartes Pflaster?
Es ist eine zwiespältige Sache. Solange man ein kompletter Neuling ist, wird man oft von den Kollegen wohlwollend aufgenommen. Aber hat man dann einen gewissen Grad an Bekanntheit erreicht – der ja eigentlich fast lächerlich ist – trennt sich die Spreu vom Weizen. Es ist eine Frage des Levels, wenn man einen geschafft hat, denken sich die, die noch einen weiter oben sind: Der will uns jetzt ans Bein pinkeln. Prinzipiell ist die Kabarett-Landschaft aber groß genug für alle, der Zuschauer regelt den Markt.

Regelt der Zuschauer den Markt gerecht?
Naja, vielleicht fehlt hierzulande ein wenig die Kultur des Neugierigseins. Der Mut, jemandem zu unterstellen: Der wird uns unterhalten. In Wahrheit dominiert doch eher: Na, was kann das schon sein, den kennen wir ja nicht, der war ja nicht im Fernsehen.

Tipp

Das Fernsehen, ein Medium, an dem man als Kabarettist nicht vorbeikommt?
Der ORF scheint doch mehr Wirtschafts- als Kulturbetrieb zu sein, orientiert sich stark an seinen Quoten. Wünschenswert wäre es, ein wenig mehr Mut und Risiko zu zeigen. Man könnte etwa auch weniger prominente Gesichter neben Niavarani, Vitasek & Co. in „Was gibt es Neues?“ setzen. Was meine Person betrifft, musste ich schon öfter das Feedback hören, „Wärst bekannter, würden wir schon gern was mit dir machen“. Ohne TV-Präsenz wird das allerdings schwierig mit der Bekanntheit. Es ist ein mühsamer Aspekt. Nach sieben Jahren Kabarett-Erfahrung hab ich die Naivität verloren, dass das Publikum ohne „Stupser“ von den Massenmedien kommt. Trotzdem, weiterarbeiten und besser werden lautet die Devise.Europameister! Fußball einmal anders!
Das neue Programm von Alexander Sedivy hat am 23.10. im Theater am Alsergrund Premiere.

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