Regelungen für Immoprofis

QUALIFIKATIONEN. Normen und Zertifizierungen sollen dabei helfen, die Qualitätsstandards in den Immobilienberufen zu sichern. In Österreich und darüber hinaus.

Wenn Barrieren fallen und Regelungen gelockert werden, wird dies meist als positiv betrachtet. Geht es aber darum, Standards – etwa in Immobilienberufen zu sichern – sehen das Branchenvertreter nicht immer gerne. Als Reaktion auf „deregulierende Maßnahmen der Gesetzgebung auf europäischer und nationaler Ebene“ sieht man beim ÖVI (Österreichischer Verband der Immobilientreuhänder) Handlungsbedarf und arbeitet kurzerhand selbst an der Erstellung von Normen, Regelungen und Zertifzierungen, die die Qualifiktionsstandards in der Immobilienwirtschaft sichern sollen. So erwarb der ÖVI kürzlich die Anteile an der ImmoZert GmbH, einem Unternehmen, das als Personenzertifizierungsstelle für Immobiliensachverständige beim Wirtschaftsministerium (nach einer ÖNorm) akkreditiert ist.

Sicherheit für Auftraggeber

Zusätzlich zu den gerichtlichen Zertifizierungen sollen es Fachleute aus der Immobilienbewertung nutzen, „um ihre Fachkompetenz kontinuierlich auf hohem Niveau zu halten“, erklärt Margret Funk, Vizepräsidentin des ÖVI. Dies soll Banken und anderen Auftraggebern die Sicherheit geben, dass ihre Bewertungen und Gutachten auf hohem professionellem Level durchgeführt werden.

International hat sich hier bereits die Organisation „RICS“ (Royal Institution für Chartered Surveyors) etabliert, die sich neben der Bewertung unter anderem auch auf Immobilienberatungen spezialisiert hat. Anders als das englische Pendant soll die heimische Zertifizierung aber auch einen starken Österreichbezug haben. Dass man damit auch einem großen Wunsch der Branche nachkommt, ist für Funk nicht zuletzt seit jener Generalversammlung des ÖVI klar, in der über den Einstieg bei ImmoZert entschieden wurde. „Alle Mitglieder waren sich einig, dass dies gemacht werden sollte.“

Auch Eugen Otto, Inhaber von Eugen Otto Immobilien und Präsident des Österreich-Ablegers des internationalen Berufsverbandes FIABCI, begrüßt derartige Anstrengungen. „Gerade im Bewertungsbereich muss man sich darauf verlassen können, dass die Sachverständigen bestens informiert und am letzten Stand der Dinge sind.“

Instrument auch für Makler

Neben den Sachverständigen rücken aber auch andere Berufsgruppen ins Visier von Standardisierungsinstrumenten. Mit dem Österreichischen Normungsinstitut (ON) werden Regelungen für ein Zertifikat geschaffen, das auch Makler, Verwalter und Bauträger künftig schmücken kann. Und europaweit gibt es ebenfalls eine Initiative, um die Dienstleistungen von Maklern zu standardisieren. „Derzeit arbeiten 28 Staaten daran. Besonders viel Interesse kommt dabei aus den CEE-Ländern“, berichtet Funk, die auch das Amt der Präsidentin des Europäischen Maklerverbandes CEI bekleidet.

Bessere Bildungsituation

In Sachen Aus- und Weiterbildung freut man sich in der Immobilienwirtschaft über das gestiegene Angebot der letzten zehn bis 15 Jahre. „Es hat sich extrem viel getan, mittlerweile gibt es eine breite Palette unterschiedlicher und wirklich hochwertiger Programme“, sagt Otto. Das heutige Niveau sei mit jenem von damals in keiner Form mehr vergleichbar. War Deutschland etwa vor einigen Jahren noch meilenweit voraus, „sind wir heute sicher am gleichen Level. Bis auf ein, zwei superspezifische Angebote vielleicht“, so der Experte. Das mache es natürlich viel einfacher, gute Mitarbeiter zu rekrutieren. Die Professionalisierung hat sich aber nicht nur auf die Personalsuche ausgewirkt. „Die Ausbildungen schaffen auch eine verbindende Wirkung. Die Branche ist heute – trotz der kompetitiven Bedingungen – viel offener und freundschaftlicher als früher.“

TREND. Standards für Berufe schaffen

In der Immobilienbranche ist nach der Professionalisierung der Ausbildungssituation nun ein weiterer Trend festzustellen: Der Bedarf an Standardisierungsinstrumenten – wie Zertifzierungen oder Normen – steigt, diese sollen Transparenz bringen und die Qualität der Mitarbeiter sicher stellen. Für Immobiliensachverständige gibt es etwa die Personenzertifzierung der ImmoZert GmbH, die nun vom Verband der Österreichischen Immobilientreuhänder übernommen wurde.

Außerdem werden mit dem Österreichischen Normungsinstitut (ON) Richtlinien für Makler, Bauträger und Verwalter erstellt. Auch europaweit arbeitet man an Normen für Makler, die 2008 verabschiedet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2007)

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