Kabarettist Severin Groebner zum Thema Luxus: Eine gute Matratze

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Das hält Kabarettist Severin Groebner für wahren Luxus. Wie er Scheichs in Dubai findet, was er mit Fiona Swarovskis Kristall-Yacht machen würde und was die alten Römer damit zu tun haben, erzählt er im Gespräch.

Severin Groebner ist der schwarzhumorige Denker unter den österreichischen Kabarettisten. Beste Voraussetzung, um ihm ein paar Fragen zum Thema Luxus zu stellen. Von dem er nichts hält. In seinem neuen Programm geht es übrigens um ein Begräbnis. Auch ein Luxus, wenn man sich da die Preise einmal anschaut. Der in Mainz lebende Groebner hätte da eine Anregung: „Gibt’s in Wien keinen Begräbniszuschuss? Das würde dem Klischee entsprechen. Weil a schene Leich ist a schene Leich.“

Woran denken Sie bei Luxus?

Ich denke an wahnsinnig viel überflüssiges, glitzerndes Zeug, das viel Geld kostet und dann viel Platz braucht und bei Autos auch noch viel Dreck macht. Andererseits denk ich an die Definition, dass Kunst der einzige Luxus ist, der ein Grundbedürfnis ist.

Und denken Sie auch an Menschen?

Ja, leider Gottes. Natürlich Victoria Beckham, Paris Hilton. Und Scheichs in Dubai. Da bauen sie ja dieses Hotel, ein total verrücktes Ding, wo sie Inseln aufschütten, die aussehen wie Palmen. Da denk ich mir auch, wie geht’s eigentlich euch? Aber denen ist wahrscheinlich egal, ob ich das gut finde. In die Zielgruppe fall ich nicht wirklich.

Obwohl die anscheinend immer größer wird ...

Ja, das ist ja das Interessante, dass der Markt auseinandergeht, auf der einen Seite nimmt das billige Trash-Zeug zu und auf der anderen Seite die Luxusartikel, und dazwischen ist nichts mehr, das sagt auch schon wieder viel über unsere Gesellschaft aus.

Was ist denn nun Luxus für Sie?

Zeit und Gesundheit. Und eine gute Matratze würd ich auch darunter verstehen. Lange schlafen ist ein Luxus. Alle Eltern dieser Welt werden das dreimal unterschreiben. Zeit: Also was der Lateiner Otium, Muße, genannt hat. Nur weil man nix tut, heißt das noch lang nicht, dass man nichts tut.

Ist das bei Kabarettisten auch Selbstschutz, wenn man nichts von Luxus hält?

Bei dem wandelnden Zuschauerinteresse muss man schon schauen, dass man nicht zu große Fixkosten hat. In der Kleinkunst hat man eine andere Sicht der Dinge. Man muss halt die Miete zahlen und schön warm soll‘s auch sein.

Was war für Sie das groteskeste Beispiel für Luxus?

Damals bei der Sonnenfinsternis konnte man mit der Concorde fliegen, um näher an der Sonne zu sein. Was schon ein Blödsinn ist, weil die Sonne ist ja so weit weg, dass es auf die paar Kilometer nicht ankommt. Und das Schöne: Die haben die Sonne viel schlechter gesehen, weil es bewölkt war. Ich bin nach Wiener Neustadt gefahren, hab
vier Euro mit der Vorteilscard gezahlt. Und man darf nicht vergessen: Die Jungfernfahrt der Titanic war auch ein Luxus für die, die mit waren. Hat ihnen auch nix geholfen.

Wie würden Sie einen Diamanten benennen?

Entweder Kohlenstoffeinheit. Weil‘s ja stimmt. Oder kurz und schmerzlos Koarl.

Spielen Sie eigentlich Lotto?

Nein! Das ist das Gegenteil von Luxus, das ist Deppensteuer. Damit finanziert man den Luxus von höheren Angestellten der Österreichischen Lotterien. Überhaupt ist es ja so, dass die, die den Luxus finanzieren, nicht die sind, die ihn genießen ...

Was würden Sie tun, wenn sie die von Fiona Swarovski designte Yacht gewinnen würden?

Inklusive Benzin? Dann würde ich so viele Obdachlose, wie sich bequem drauf ausgehen – weil wie‘s eng ist, wissen die eh – durch die Welt führen. Das wär so ganz nicht im Sinn der Erfinderin, das tät mich freuen.

Was war das Teuerste, das Sie je gekauft haben?

Das war entweder mein Laptop oder dieser fürchterliche Einkauf beim Ikea, wo ich eigentlich nur 3 Regale wollte.

Es gibt ja obszön teure Sachen, Cremen um 500 Euro, Mineralwasser um 70 Euro ...

Wasser um 70 Euro? Da muss man ja frei nach Kreisky fragen: Wos konn des?

Wo sehen Sie am ehesten ein, dass es viel kostet?

Gutes Essen, gute Weine. Aber das ist ja auch kein Luxus. Das isst man und dann ... wird’s in die Natur reinvestiert. Außerdem – ha! – muss man sich Zeit nehmen für ein Essen mit Freunden. Alleine gut essen macht ja keinen Spaß, man muss irgendwem sagen, das schmeckt nach Waldbeeren, oder Ingwer oder kleingehackten chinesischen Trüffelschweinen. Bei Weinen macht‘s mir nichts, wenn ich einen hab, der nur ein 20stel kostet, aber die 364. Note nicht hat. Dann reichen mir die 363 Noten auch.

Bescheiden ...

Ja, ich bin ja im Gemeindebau groß geworden. Ein gewisser sozialistischer Grundanspruch aus den 70ern ist da noch, da gab‘s ja noch keine Toskanafraktion.

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