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Nachrichten Meinung Magazin
Fall Luca

Fall Luca: Chronologie der Ereignisse

05.03.2009 um 13:14
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Am 3. November 2007 stirbt der 17 Monate alte Luca im Wiener SMZ Ost an einem Gehirnödem. Es besteht der Verdacht auf Kindesmisshandlung und sexuellen Missbrauch - offenbar nicht zum ersten Mal. Der 23-jährige Freund der Mutter des verstorbenen Babys muss sich ab dem 25. September vor Gericht verantworten.




Anfang Juli 2007 wurde Luca in der Kinderabteilung des Krankenhauses Mödling behandelt. Das Kind habe Hämatome am linken Gesäß, an beiden Wangen, am linken Ohr sowie am rechten Oberarm gehabt, heißt es nach dem Tod des Buben.

Am 11. Juli wird das Kind auf Wunsch der Mutter in die Universitätsklinik Innsbruck überstellt. Die Krankenhäuser weisen auf "den dringenden Verdacht auf Kindesmisshandlung" hin, ein Mödlinger Kinderarzt will eine Übergabe des Kinds an die Mutter verhindern - vergeblich.




Am 3. Oktober wird Luca erneut in der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde Innsbruck aufgenommen, diesmal wegen eines Unterarmbruchs sowie eines Blutergusses am Kopf. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung habe keine eindeutigen Beweise für Gewalteinwirkung erbracht, hieß es.




Am 1. November 2007 wird Luca mit einem Notarzthubschrauber im Wiener SMZ Ost eingeliefert. Zwei Tage später stirbt er an einem Gehirnödem. Unter Verdacht der Kindesmisshandlung mit Todesfolge stehen die 22-jährige Mutter aus dem Bezirk Schwaz in Tirol und ihr 23-jähriger Freund aus dem Bezirk Wien-Umgebung. Die beiden wurden vorübergehend festgenommen.




Der leibliche Vater des verstorbenen Luca, ein 38-jähriger Tiroler, erhebt am 6. November erstmals schwere Vorwürfe gegen die zuständigen Behörden: Er habe die Behörden mehrmals gewarnt, doch die Jugendwohlfahrt habe nicht reagiert.




Einen Tag später kam die Antwort der Behörden: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen." Anfang Oktober habe man den Freund der Mutter überprüft und keine Anzeichen für aggressives Verhalten feststellen können, so die Jugendwohlfahrt Niederösterreich.

Vonseiten der Jugendwohlfahrt in Tirol hieß es, dass "zu keiner Zeit das Gefühl bestand, dass man das Kind aus der Situation herausnehmen muss".




Die Obduktion am 7. November ergab "eindeutig" Fremdverschulden als Todesursache. Bei dem Opfer wurden auch länger zurück liegende Blessuren am Körper festgestellt.




Am 12. November bringt die NGO "Resistance for Peace" eigenen Angaben zufolge eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien gegen die Jugendwohlfahrten Mödling und Schwaz ein. Es gehe um eine "Mittäterschaft bei fahrlässiger Tötung". Die Anzeige gründe sich auf "die unzureichenden Maßnahmen der beiden Jugendwohlfahrten".




Der leibliche Vater von Luca schließt sich am 22. November der Anzeige gegen die Jugendwohlfahrten in Mödling und Schwaz an.

Am selben Tag tauchen Fotos auf, die das Kind mit schweren Blessuren zeigen. Die Bilder sollen vom Krankenhausaufenthalt im Juli stammen.




Die Tiroler Jugendwohlfahrt bittet die Innsbrucker Staatsanwaltschaft am 23. November um eine "strafrechtliche Beurteilung", womit nun auch die Justiz ermittelt.




Am 24. November äußert sich erstmals die Mutter des toten Buben. "Ich bin schuldlos am Tod meines Sohnes", beteuert sie in der "Kronenzeitung". Polizeioberst Franz Polzer bestätigt unterdessen entsprechende Medienberichte über den Verdacht des sexuellen Missbrauches an Luca.




Luca wird am 18. Dezember im Tiroler Heimatort der Mutter, Achenkirch, beigesetzt. Zuvor gibt es tagelang Verwirrung rund um die Bestattung. Der leibliche Vater und seine Angehörigen finden sich dreimal vergeblich am Gemeindefriedhof ein, um sich von dem Buben zu verabschieden.




Am 6. Mai 2008 wird die Klage gegen den Hauptverdächtigen eingebracht. Der nunmehr 24-Jährige wird des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen mit Todesfolge beschuldigt.




Am 25 September beginnt am Landesgericht Korneuburg der zweitägige Prozess gegen den 24-jährigen Hauptverdächtigen. Er wurde einstimmig des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen mit Todesfolge schuldig gesprochen. Lebenslange Freiheitsstrafe plus Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher: So lautet das - nicht rechtskräftige - Urteil. Der 24-Jährige legte Nichtigkeit und Berufung ein.




Im Februar 2009 wird bekannt, dass auch eine Beamtin einer Jugendwohlfahrtsstelle in Tirol mit einem Prozess rechnen muss. Das Justizministerium gab Grünes Licht für den Strafantrag, der von der Staatsanwaltschaft Innsbruck erhoben wurde. Ein konkreter Prozesstermin steht vorerst nicht fest.




März 2009
Auch gegen die aus dem Bezirk Schwaz stammende Mutter von Luca wird Anklage erhoben. Die Frau habe die "Verpflichtung zur Fürsorge des Kindes vernachlässigt" und nicht verhindert, dass der Kontakt zum bereits zur lebenslanger Haft verurteilten Ex-Lebensgefährten stattgefunden habe, sagte der Verteidiger.




25. Mai 2009
Nach vier Prozesstagen endet das Verfahren gegen Lucas Mutter und eine ehemalige Sozialarbeiterin mit Schuldsprüchen. Über die 24-jährige Mutter verhängte der Richter eine unbedingte Freiheitsstrafe von einem Jahr. Die angeklagte Sozialarbeiterin muss eine bedingte Geldstrafe von 1200 Euro bezahlen. Beiden wird Vernachlässigung der Fürsorgepflicht vorgeworfen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.




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