Meuterei in Manila: Wieder Putsch gescheitert

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Soldaten verschanzten sich in einem Hotel und forderten den Rücktritt von Präsidentin Arroyo.

BANGKOK/MANILA. Antonio Trillanes, einer der Initiatoren der Meuterei, gab sich vor laufenden TV-Kameras geschlagen: „Ich akzeptiere die Konsequenzen meines Verhaltens!“, sagte er, als er in Handschellen abgeführt wurde. Mit Dutzenden Soldaten und zwei katholischen Priestern hatte er sich sieben Stunden lang im Luxushotel Peninsula in der Hauptstadt Manila verschanzt. Die Putschisten werfen Präsidentin Gloria Arroyo Korruption und Wahlbetrug vor.

Trillanes gehört zu den ehemaligen Putschisten vom Juli 2003, die damals ebenfalls einen Mini-Aufstand gegen Arroyo angeführt hatten und denen derzeit in Manila der Prozess gemacht wird. Trotzdem war er nach dem Putschversuch in den Senat gewählt worden. Am gestrigen Donnerstag stürmten er und andere Angeklagte während der Verhandlung aus dem Gerichtssaal und marschierten zu dem zwei Kilometer vom Gerichtsgebäude entfernt gelegenen Hotel. Eskortiert wurden sie dabei von Militärpolizisten, die allerdings nicht eingriffen.

In der Armee gärt es

Um die Meuterei zu beenden, brachte die Armee 1500 Soldaten rund um das Hotel in Stellung, stürmte die Lobby und schoss mit Tränengas. Ein Ultimatum, sich bis 15.00 Uhr zu ergeben, hatten die Rebellen zunächst verstreichen lassen, bis sie sich schließlich doch ergaben. Nach Beendigung der Meuterei verhängte die Regierung eine nächtliche Ausgangssperre.

„Die Leute haben genug“, hatte Senator Trillanes den neuen Umsturzversuch begründet, „und wir rufen die Menschen auf, sich uns anzuschließen.“ Einer seiner Mitstreiter, General Danilo Lim, dem vorgeworfen wird, in einen Putschversuch vom Februar 2006 verwickelt zu sein, forderte Arroyo zum Rücktritt auf. Auch wenn die gestrige Aktion nur einem weiteren Strohfeuer gleicht: Es ist nicht zu leugnen, dass es im Land gärt. Obwohl die Armee sich nach außen hin loyal zur Regierungschefin verhält, haben Beobachter längst eine Spaltung innerhalb des Militärs ausgemacht.

Während altgediente Vertreter den Status quo beibehalten wollten, hätten jüngere mehrfach über die schlechte Ausstattung geklagt und auf einen politischen Wechsel gedrängt, heißt es. Gloria Arroyo, die 2001 selbst durch einen vom Militär gestützten Volksaufstand gegen ihren Vorgänger Estrada an die Macht gekommen war, hat bereits mehrere Putschversuche und angestrebte Amtsenthebungsverfahren überstanden.

Vor allem seit den Wahlen vom Mai 2004 geht es mit Arroyos Popularität steil bergab. Ins Kreuzfeuer der Kritik war sie geraten, als sie ein gutes Jahr später zugegeben hatte, kurz nach Schließung der Wahllokale mit einem ranghohen Mitglied der Wahlkommission telefoniert zu haben. In dem veröffentlichten Mitschnitt fragte sie, ob ihr Vorsprung unter eine Million Stimmen fallen könnte. Ihre Gegner werteten dies als versuchte Manipulation. Zudem ist ein Großteil der rund 90 Millionen Bewohner frustriert, dass Arroyo es nicht geschafft hat, mit Armut, Korruption und Bildungsmisere aufzuräumen. Auch Mitglieder ihrer Familie werden bezichtigt, Schmiergelder aus illegalem Glücksspiel angenommen zu haben. Das kommt nicht gut an in einem Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung von weniger als zwei US-Dollar am Tag leben muss.

LAND DER PUTSCHE

Seit dem Sturz des Regimes von Ferdinand Marcos gab es auf den Philippinen mehr als ein Dutzend Putschversuche. Der letzte geglückte Coup ereignete sich 2001. Damals setzte sich der Armeechef von Präsident Joseph Estrada ab und half so, die damalige Vizepräsidentin Goria Macapagal Arroyo als Staatschefin zu installieren. Sie hatte seit damals mit drei Meutereien zu tun.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2007)


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