Meinl-Mohr – Symbol des Rassismus?

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In der Kampagne „Mein Julius“ wird das Logo des Meinl-Konzerns als rassistische Diskriminierung thematisiert. Meinl selbst sieht den Markenauftritt falsch gedeutet.

WIEN. Vermutlich hat Meinl andere Probleme, als sich mit dem Firmenlogo zu beschäftigen. Doch in einer Aktion wird der Meinl-Mohr nun als Symbol des Rassismus bezeichnet, das nicht als solches wahrgenommen wird. Eine schwarze Faust, die die Kopfbedeckung des Mohren zerdrückt, ist das Symbol der Initiative „Mein Julius“.

Mit T-Shirts und Free-Cards will man auf verdeckte rassistische Klischees aufmerksam machen. „Mein Julius hat keine Lust mehr auf ein dienstbotenartig gesenktes Haupt“, ist eine zentrale Aussage. Laut Mitinitiator Markus Wailand sei das Meinl-Logo eine „bildhafte Fortschreibung von Ungleichheit, Diskriminierung und Ausbeutung“.

Bei der Julius-Meinl-Holding will man im Mohrenkopf aber kein rassistisches Symbol sehen – im Gegenteil. Immerhin sei die Kunstfigur, die 1924 vom österreichischen Plakatkünstler Joseph Binder kreiert wurde, mit Fez, dem Symbol der Herrschaft des Sultans, und Kaffeetasse abgebildet: „Kein Diener oder Sklave, sondern ein Kaffeeexperte, der ebenso für die Herkunft des Kaffees steht“, sagt CEO Marcel Löffler der „Presse“.

Logo „falsch interpretiert“

Zudem sei das Logo im Lauf der Jahre immer wieder adaptiert worden. Die bildhafte Darstellung wich einer reduzierten Fassung. Zuletzt wurde der Markenauftritt 2004 vom italienischen Designer Mattheo Thun adaptiert – statt auf gelbem Hintergrund ist der aufrecht gezeichnete Kopf jetzt auf weißem Hintergrund zu sehen. Löffler hofft, dass damit in Zukunft ausgeschlossen sei, dass es falsch interpretiert werde. An eine Aufgabe des traditionsreichen Logos ist jedenfalls nicht gedacht.

Aufgegeben wurden aber schon einige Produktnamen, die mit Rassismus in Verbindung gebracht werden. Das vermutlich bekannteste Beispiel sind die „Negerküsse“. Das Schaumgebäck, auch als „Schwedenbomben“ bekannt, firmiert heute als „Schaumküsse“. Ein weiteres Beispiel ist das „Negerbrot“, das als politisch unkorrekt gesehen wurde. Konsequenz: Die Supermarktkette Zielpunkt änderte den Namen der Nussschokolade in „Schokotraum Erdnuss“.

Verschwunden ist der Begriff aber noch lange nicht. In den Auslagen kleiner Süßwarengeschäfte begegnet man dem Negerbrot immer noch. Auf der Dr.-Oetker-Website können Interessierte ein Rezept für ein Waffelgebäck namens Negerbrot abrufen. Und auch der „Mohr im Hemd“ findet sich noch auf zahlreichen Speisekarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2007)

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