Post und Telekom: Streik statt Weihnachtsfrieden

APA
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In beiden Konzernen spitzt sich der Konflikt um die Kollektivvertrags-Verhandlungen zu. Die Gewerkschafter drohen mit "Kampfmaßnahmen".

Wien (eid). In der Post stehen knapp vor Weihnachten die Zeichen auf Sturm – nicht nur wegen des geplanten Personalabbaus: Die Postgewerkschaft ging Dienstagabend mit einer klaren Drohung in die Gehaltsverhandlungen: „Wenn die Runde platzt, beginnen wir noch diese Woche mit Kampfmaßnahmen“, sagte Post-Gewerkschafter Martin Palensky zur „Presse“.

Ob das ein Streik sei oder andere „Störmanöver“, wollte Palensky nicht sagen. Nur soviel, dass „alles vorbereitet ist“. Auch ein Streik ist kein Problem: Der ÖGB hat am Dienstagnachmittag mittels offiziellem Vorstandsbeschluss grünes Licht dafür gegeben.

Harte Fronten

Die Fronten sind hart und die Verhandlungspositionen liegen weit auseinander: Die Postgewerkschaft mit Gerhard Fritz an der Spitze fordert eine Gehaltserhöhung von mehr als drei Prozent – angelehnt an die Metaller, die mit 3,5 Prozent (ohne Einmalzahlung) abschlossen. Das Post-Management bietet dem Vernehmen nach höchstens zwei Prozent. Ein Streik in der Weihnachtszeit würde die Post ins Mark treffen und ihr angeschlagenes Image – zu lange Laufzeiten, keine Samstagzustellung, unbesetzte Schalter – weiter schädigen.

In den letzten Wochen des Jahres werden pro Tag 180.000 Pakete und neun bis zehn Millionen Briefe zugestellt – doppelt so viel wie in Normalzeiten. Während die Konzernführung nach dem Verlust von Paket-Großkunden ein beinhartes Sparkonzept und einen niedrigen Lohnabschluss durchziehen will, argumentiert die Gewerkschaft, dass die Post heuer mehr denn je verdient und eine Aufstockung der Dividende um 40 Prozent angekündigt hat.

Aber nicht nur bei der Post liegen die Nerven blank: Auch beim einstigen Schwesterkonzern Telekom Austria (TA) herrscht Kampfstimmung. Auch dort geht es um die KV-Runde, auch dort steht ein Personalabbau (im Festnetz) im Raum. Wie berichtet gab es nach mehreren Verhandlungsrunden keine Einigung und TA-Zentralbetriebsratsvorsitzender Michael Kolek rief zu Betriebsversammlungen auf. Gestern, Dienstag, fanden solche Versammlungen in Oberösterreich und Salzburg statt.

Streit um Mitarbeiterbeteiligung

Der Knackpunkt bei der TA ist die Mitarbeiterbeteiligung: Das TA-Management bietet 2,7 Prozent und will die Beteiligung in die KV-Erhöhung einrechnen. Das lehnt der Betriebsrat strikt ab. „So leicht lassen wir uns nicht mit Almosen abspeisen“, schlägt Kolek mit Hinweis auf Prämien und Stock-Options der Manager ungewöhnlich harte Töne an. So sei eine Mitarbeiterbeteiligung abzulehnen.

Bei der für heute, Mittwoch, angesetzten Aufsichtsratssitzung der TA ist für heiße Diskussionen gesorgt. Denn die Arbeitnehmer-Vertreter wollen das Budget 2008 so nicht mittragen – „solange nicht klar ist, wie hoch die Personalkosten ausfallen“, erklärt Kolek.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2007)

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