Investor Rogers: „Renmimbi wird neue Leitwährung“

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Investor Jim Rogers attackiert im "Presse"-Gespräch die US-Notenbank und rechnet mit langer Rezession.

Die Presse: Mr. Rogers, wie geht es mit den Leitzinsen in den USA weiter? Wird es bald eine weitere Senkung geben?

Jim Rogers: Es wird eine geben, denn der Mann an der Spitze der Fed (US-Notenbankchef Ben Bernanke, Anm.), weiß nicht, was er tut. Er wird so viel Geld drucken, wie er kann. Das treibt die Inflation an, und alles wird schlimmer.

Sind wir schon in einer Rezession?

Rogers: Definitiv. Seit März, spätestens seit dem Sommer. Im Wohnsektor, in der Automobilindustrie, im Finanzsektor. Die Maschinenbauer sagen seit dem Herbst, es ist die schlimmste Zeit seit 50 Jahren.

Wann hört die Rezession auf?

Rogers: Die US-Regierung macht die gleichen Fehler wie die japanische: Als deren Blase 1990 platzte, wollten sie alles künstlich aufrecht halten. Jetzt, 18 Jahre später, kämpfen sie noch immer. Es gibt seit hunderten Jahren Rezessionen, die das System bereinigen. Die USA sollten den Dingen ihren normalen Lauf lassen.

Was ist der normale Lauf?

Rogers: Die Leute pleite gehen lassen. Es gibt überall auf der Welt Sicherheitsnetze, die verhindern, dass Leute allzu schlimm getroffen werden. Die USA geben aber mehr Geld aus, um eine Rezession zu verhindern, als damit umzugehen. Aber der Mann in der Zentralbank versteht nichts von Wirtschaft, nichts von Märkten, Währungen ...

Viele loben die Fed, die die Zinsen senkt, und kritisieren die Europäische Zentralbank, die das nicht tut.

Rogers: Ich wünschte mir, eure Zentralbank würde die Fed leiten.

Europas Börsen reagieren negativ ...

Rogers: Die Fed ist nicht für die Wallstreet-Broker da, die EZB nicht für die Händler in Frankfurt. Notenbanken sollen für stabile Währung sorgen. Die Fed war ursprünglich dafür da, später sollte sie sich auch um den Arbeitsmarkt kümmern, die EZB wurde nur dafür gegründet.

Das wird häufig kritisiert ...

Rogers: Ein guter Notenbanker sagte einmal, Aufgabe der Notenbank ist es, den Punsch wegzusperren, wenn die Party im Gang ist, Österreich und Deutschland haben das immer getan, die USA nicht.

Tut nicht Bernanke einfach, was Märkte und Politik wollen?

Rogers: Wir hatten Zentralbanker, die sagten, es ist mir egal, was die Märkte wollen, ich muss die Inflation loswerden. Volcker etwa (Paul Volcker war von 1979 bis 1987 Notenbankchef). Später wollten die Zentralbanker nur Freunde der Wall Street sein.

Welcher Präsidentschaftskandidat kann die Probleme am besten lösen?

Rogers: Keiner. Wenn ein Politiker antreten würde, um Probleme zu lösen, würde er nie gewählt werden. Aber die Fed müsste ja nicht tun, was der Präsident sagt.

Wohin bewegt sich der Dollar?

Rogers: Es ist nicht auszuschließen, dass er kurzfristig steigt. Langfristig wird es ihm gehen wie dem britischen Pfund, das eine Leitwährung war. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es zum Dollar 80 Prozent abgewertet. Der Euro-Dollar-Kurs geht vielleicht gegen zwei Dollar.

Was wird die neue Leitwährung?

Rogers: Kurzfristig vielleicht der Euro. Langfristig ist der chinesische Renmimbi die einzige Währung, die den Dollar ersetzen wird.

Ist es gescheit, in Rohstoffe zu investieren, wenn der Dollar fällt?

Rogers: Wenn der Dollar fällt, werden Rohstoffe billiger, und das hebt die Nachfrage, sodass die Preise wieder steigen. Es gibt einfach mehr Nachfrage als Angebot.

Und außer Rohstoffen, in was soll man investieren?

Rogers: Ich kaufe Renmimbi, Franken und Yen. Letztere sind wegen der Carry-Trades (Währungsspekulationen, Anm.) unterbewertet. Ein paar chinesische Aktien habe ich auch. Momentan gibt es nicht viel, was ich sonst kaufen würde.

Wie sehen Sie die Wiener Börse?

Rogers: Wien ist eine der besten Börsen in Europa. Die letzte Regierung hat gute Anreize gesetzt. Aber wenn Europa 50 Prozent verliert, verliert Wien auch 30 Prozent.

Haben Sie österreichische Aktien?

Rogers: Ja, aber ich sage nicht, welche. Sonst kauft die jemand. Dann steigen die Aktien oder fallen, und die Leute wissen nicht, was sie tun sollen. Man wird nicht reich, wenn man tut, was jemand sagt. Man muss kaufen, was man versteht.

AUF EINEN BLICK

Der US-Investor Jim Rogers (65) gründete 1970 zusammen mit George Soros den Quantum Fund, der in zehn Jahren um 4200 Prozent zulegte. In den achtziger Jahren setzte Rogers auf die Wiener Börse, empfahl österreichische Aktien zum Kauf und trug zu einer Hausse bei. Jetzt bevorzugt er Rohstoffe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2008)

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