High-Performer: Werner Lanthaler, 39, Finanzvorstand der Intercell AG.

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Profi-Fußballer wollte er werden. Doch dann ist alles anders gekommen: Werner Lanthaler ist seit acht Jahren Finanzvorstand des Wiener Biotech-Unternehmens Intercell.

Ein banaler Gips-Haxn. Doch der hat dem Leben des Werner Lanthaler den entscheidenden Dreh verpasst. 15 Jahre war Lanthaler alt, als er mit der Sport-Verletzung darniederlag. Und eine folgenschwere Entscheidung traf: Der Traum von einer Zukunft als Profi-Fußballer war ausgeträumt.

Bis zu jenem schicksalshaften Tag war Jung-Werner drei-, manchmal viermal wöchentlich von seinem Heimatort Eggelsberg in Oberösterreich ins deutsche Burghausen geradelt. Dort trainierte er für den FC Wacker Burghausen – „weil ich wirklich gut war“, wie er heute stolz erzählt. Doch sechs Monate im Gips – „da weiß man, dass man als Profi-Fußballer keine Chance mehr hat“, sagt er. Zumal er „schon ein gscheiter Fußballer“ werden wollte. Erste Liga, versteht sich. Weil Lanthaler sieht das grundsätzlich so: „Man muss immer versuchen, Erster zu sein. Es gibt keinen dritten Sieger.“ Heute ist er Finanzvorstand des Biotech-Konzerns Intercell. Eh klar: „Es gibt global nichts Besseres, nichts Innovativeres als Intercell“, sagt Lanthaler.

Matura statt Fußball

Der Sprung vom Fußball zu Biotech liegt natürlich nicht unbedingt auf der Hand. Er hat sich über die Jahre auch erst ergeben. Angefangen hat es damit, dass Lanthaler nach seinem Fußball-Aus goldrichtig zur Auffassung gelangte, „dass ich wohl was lernen muss.“ Also Matura. Und dann? „Ich habe einige Zeit überlegt, ob ich das Wirtshaus meiner Eltern übernehme“, erzählt er. Einfach so, weil Druck seitens der Eltern habe es – auch bei seinen drei Geschwistern – nie gegeben. Doch die Sache mit dem Wirtshaus hatte einen Haken: Lanthaler wollte eine Diskothek dazu bauen, doch die dafür erforderlichen Summen waren für ihn nicht bewältigbar. Also ein Studium an der WU. Und siehe da: Plötzlich trat Biotech in sein Leben. Das vom Vater für das Studium zur Verfügung gestellte Geld ließ sich der junge Lanthaler nämlich als Einmal-Zahlung geben. Um heimlich in Aktien zu investieren – bevorzugt in Amgen- oder Immuno-Papiere.

Prägendes WU-Studium

Das WU-Studium – das war überhaupt eine sehr prägende Zeit für Lanthaler. Von 1989 bis 1991 war er ÖH-Vorsitzender. Sein Resümee: „Ich halte Studentenpolitik für sehr wichtig. Man erlebt Interessenskonflikte und lernt, Konflikte zu lösen.“ Ende 1991 wurde er Assistent von WU-Rektor Hans Robert Hansen, den er heute als „einen meiner wichtigsten Mentoren“ bezeichnet. Hansen habe sich für seinen Assistenten „sehr engagiert“ und diesen auch beschwört, das Land zumindest zwischenzeitlich zu verlassen.

Lanthaler hat das beherzigt. Zuerst machte er noch ein Traineeprogramm bei der Industriellenvereiniung (IV), dann aber ging er, als Schumpeter-Stipendiat, an die Harvard University. Um darauf Senior Projektleiter bei McKinsey in Boston, später in Wien und Düsseldorf zu werden. Und dann ging's wieder in die IV, wo er Bereichsleiter für Marketing und Kommunikation wurde. Dort lernte er auch die junge, aufstrebende Biotech-Firma Intercell kennen. Der Rest ist Geschichte. Der 39-jährige Lanthaler ist mittlerweile acht Jahre bei Intercell. Er hat Anfang 2005 den Börsegang erfolgreich über die Bühne gebracht und das Kunststück geschafft, dass das Unternehmen bereits 2007 erstmals schwarze Zahlen schrieb. Und vor allem: Er versteht es wie kein Anderer, Unsummen an Geld für das Unternehmen aufzutreiben. Beispielsweise mehr als 100 Millionen Euro von der Regierung in Singapur. Wie man so etwas schafft? „Da muss man schon etwas Besonderes zu bieten haben“, grinst Lanthaler, „und hartnäckig sein.“

Muss wohl ein harter Job sein. Wiewohl Lanthaler selbst so überhaupt nicht den Eindruck macht, ein „knallharter Typ“ zu sein: Er lacht viel, erzählt Anekdoten, freut sich auf die Fußball-EM. Das Leben – eine einzige Hetz. Wie er denn als Chef sei? Lanthaler überlegt nur kurz: „Eh lustig.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2008)

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