USA: Die EU-Pipeline Nabucco wird gebaut

(c) AP (Ed Wray)
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Allen Schwierigkeiten zum Trotz: Die USA stellen sich demonstrativ hinter das Pipeline-Projekt, bei dem die OMV die Federführung hat. Auch der deutsche Konzern RWE weist alle Zweifel an "Nabucco" zurück

Das Projekt trägt den klingenden Namen einer großen Oper von Giuseppe Verdi und hat bei der Europäischen Kommission "absolute Priorität" - die Rede ist von der geplanten Gas-Pipeline "Nabucco". Diese Pipeline soll einst Erdgas von der Osttürkei direkt ins niederösterreichische Baumgarten leiten. Der Rohstoff dafür soll von den riesigen Gasfeldern in Zentralasien kommen. Das übergeordnete Ziel der Röhre: Die Energieversorgung Europas zu sichern und vor allem die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu reduzieren.

Mittlerweile sind unter dem Vorsitz der österreichischen OMV sechs internationale Konzerne an Bord. Unter Führung der OMV sollen sie ab 2009 den Bau koordinieren und durchführen. Etwa 5 Milliarden Euro sind für die Baukosten eingeplant.

Neben der OMV beteiligen sich europäische Partner aus Ungarn, Rumänien und Bulgarien. Auch die türkische Botas ist Mitglied des Projekts. Als letzter trat der deutsche Energiekonzern RWE dem Konsortium bei.

Nabucco kommt nicht in Gang

Doch so richtig will "Nabucco" nicht in Gang kommen. Obwohl Gaz de France gerne mitmachen würde, stemmt sich die Türkei aus politischen Gründen gegen die Franzosen. Ursache ist ein Streit um die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern und der französische Widerstand gegen den EU-Beitritt der Türkei.

Gazprom schießt quer

Dem EU-Projekt machen jedoch vor allem die Vorstöße von Gazprom zu schaffen. Der Gasmonopolist aus Russland vereinbarte mit Bulgarien und Serbien den Bau einer neuen Konkurrenzpipeline namens "South Stream". Sie soll parallel zu Nabucco russisches Gas nach Europa leiten. Zugleich schreitet der Bau von "North Stream" voran. Diese Pipeline soll bald Gas direkt nach Norddeutschland bringen. Unter Kritikern war bereits von einem Todesstoß gegen Nabucco die Rede.

Rückenwind aus den USA

Nun bekommt "Nabucco" zumindest verbalen Rückenwind aus den USA. Demonstrativ stellten sich Vertreter der Vereinigten Staaten hinter die Gaspipeline. "Die Nabucco-Pipeline wird gebaut", sagte der für die Kaukasus-Region und Südeuropa zuständige US-Diplomat Matthew Bryza am Freitag in Brüssel. "Davon bin ich überzeugt, weil es wirtschaftlich Sinn hat."

Querschuss an Gazprom

Bryza leistete sich auch einen Querschuss an die Adresse Gazproms: Nabucco sei deutlich kosteneffizienter als das rivalisierende South-Stream-Projekt, das vom russischen Gasriesen Gazprom unterstützt wird.

Die USA seien aus geopolitischen und -ökonomischen Gründen an Nabucco interessiert. Deshalb würden sie den beteiligten Partnern dabei helfen, ihre Entscheidungen abzustimmen. Bryza verglich die Unterstützung seines Landes für die europäische Gaspipeline mit der Lage in den 1990er Jahren, als die USA intensiv den Bau der Erdölpipeline zwischen Baku, Tiflis und Ceyhan unterstützt hatten.

Deutschland: "Nabucco bereits eingeplant"

Ähnliche Töne kommen auch aus Deutschland. Das jüngste Mitglied des "Nabucco"-Konsortiums, der Energiekonzern RWE, hat alle Zweifel an dem Bau der geplanten Nabucco-Gaspipeline zurückgewiesen.

"In unseren Überlegungen ist das Gas aus Nabucco ab 2012 oder 2013 fest eingeplant", sagte Konzernchef Jürgen Großmann am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen.

Ungarn legt Rahmenvertrag vor

Allerdings gibt es bisher keinen Investitionsbeschluss für die Pipeline. Zumindest in der Ausarbeitung des Vertrags könnte es in diesen Tagen einen Fortschritt geben: Ungarn hatte vereinbarungsgemäß die Ausarbeitung des multilateralen Rahmenvertrages übernommen. Der Entwurf liegt den Botschaften der beteiligten Länder bereits vor.

"Ungarn will damit demonstrieren, dass es das Projekt für wichtig hält und an seinem Zustandekommen interessiert ist", so ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Budapest.

(ag./red.)

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