Mobiles Fernsehen: Handy-TV: Wettlauf mit der Zeit

(c) AP (Joerg Sarbach)
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Media Broadcast, One, „3“ wollen im Juni starten.

Wien (trick). Fünfzehn TV-Programme – darunter ORF, RTL, Puls4, ATV – und vier Radiosender (Ö1, Ö3, Krone Hit, Lounge FM) kann halb Österreich voraussichtlich ab Juni via Handy empfangen. Das kündigte das Konsortium Media-Broadcast/One/3, das die Lizenz für Handy-TV erhalten hat, an.

Das Basispaket wird monatlich weniger als zehn Euro kosten, verspricht One-Chef Michael Krammer, Mobile-TV-fähige Handys unter 100Euro. Er fordert übrigens – wie bei der Einführung von DVB-T – eine Unterstützung durch den Digitalisierungsfonds (gespeist aus der ORF-Gebühr), etwa eine 40-€-Förderung von bis zu 100.000 Geräten. Schließlich wolle man „an Mobile-TV nicht wirklich verdienen“, sondern das neue Fernsehen am Massenmarkt etablieren.

200.000 bis 300.000 österreichische Mobile-TV-Nutzer werde man schließlich benötigen, um wirtschaftlich zu bleiben, schätzt Alexander Koppel („3“). Er hat Erfahrung – aus Italien, wo „3“ ca. 700.000 Kunden hat. Für die Werbewirtschaft ergeben sich dank Voting- oder Wett-Applikationen und Mobile-Marketing neue Möglichkeiten. „Man sieht ein Musikvideo via Handy und kauft den Klingelton“, so Koppel. Auch für Media Broadcast sind viele Mobile-TV-Nutzer von Interesse: Das Unternehmen bekommt kein Geld von den Programmveranstaltern, sondern nur einen Teil der Entgelte, die die Kunden ihrem Netzanbieter bezahlen.

Nur für „3“- und One-Kunden?

Ob mobiles TV auch für T-Mobile- und Mobilkom-Kunden möglich wird, darüber verhandle man noch, so Media-Broadcast-CEO Helmut Egenbauer. „Sehr konstruktiv“ sind ihm zufolge auch die Gespräche mit der ORF-Tochter ORS, deren Infrastruktur man benutzen muss. Bis Freitag hat außerdem der Mitbewerber um die Handy-TV-Lizenz, „Mobile TV“, die Möglichkeit, Einspruch gegen die Behördenentscheidung zu erheben. Von diesem Konsortium, an dem neben dem „Presse“-Mutterkonzern Styria auch Moser Holding und Vorarlberger Nachrichten beteiligt sind, erfuhr die „Presse“, dass man Einspruch einlegen werde, aber stark mit einer Einigung (z.B. auf eine Beteiligung) rechne. Dann werde man den Einspruch zurückzuziehen.

Doch selbst wenn alles nach Plan läuft, wird es knapp: „In Katar haben wir in einer Rekordzeit von vier Monaten DVB-H aufgestellt“, erzählt Bertold Heil (Media Broadcast). Zeit für einen neuen Rekord: Bis zur Fußball-EM sind es nur noch drei Monate.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2008)


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