Erwin Pröll - Der Putin von St. Pölten

(c) APA (Robert Jäger)
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Niederösterreichs Landeshauptmann ist nun noch mächtiger - auch in der Bundes-ÖVP. Ein Porträt.

Seine Welt, wie Erwin Pröll sie sieht: Das neue Niederösterreich, ein Land, für dessen Fortschritt er sich von morgens bis abends abmüht. Mit klaren Entscheidungen, von denen alle Schichten profitieren.
Alles für das Volk. Aber so wenig wie möglich durch das Volk. Kritische Öffentlichkeit, vor allem wenn sie in den Medien und im eigenen Bundesland stattfindet, schätzt Pröll nicht so besonders.
Das rückständige Agrar- und Industrieland wurde unter Prölls Ägide tatsächlich zu einem Kultur- und Tourismusland mit boomender Wirtschaft und zeitgemäßer Infrastruktur. 2007 wurde ihm vom EU-Kommissionspräsidenten gar der Preis für die innovativste Region Europas überreicht. "Früher haben sie auf uns herab geschaut, jetzt schauen sie uns hinterher", hat Pröll im Wahlkampf unablässig und stolz verkündet. Die Botschaft kam an bei den Bürgern. Auch wenn es pathetisch klingt: Der Bauernsohn aus Radlbrunn hat den Niederösterreichern eine neue Würde gegeben. So sieht er das wohl auch selbst.
So ähnlich dürfte auch Wladimir Putin seine Welt sehen.
Schon im Wahlkampf war Prölls Erfolg absehbar. Von der viel beklagten Politik(er)verdrossenheit keine Spur. Die Menschen kamen in Scharen zu seinen Veranstaltungen. Ob Bauer, Pensionist, Künstler, Lehrer - für jeden hatte Pröll die passenden Worte und die nötige Empathie parat.
Pröll ist nun noch mächtiger. Auch in der Bundespartei. Gegen ihn kann in der ÖVP nicht regiert werden. Die Stimme aus dem schwarzen Kernland wird in Wien noch lauter dröhnen. Der ÖVP-Obmann ist nun auch einer von Prölls Gnaden. Der Landesfürst als Königsmacher.

Dabei war Pröll nicht immer jener absolute Herrscher, als der er heute gilt. Seine Landeshauptmann-Karriere begann mit einem Knick. Ein Jahr im Amt, hatte er 1993 seine erste Landtagswahl zu schlagen: Der promovierte Agrarökonom verlor die absolute Mandatsmehrheit. Seine ÖVP kam nur noch auf 44,23 Prozent. Der Aufstieg der FPÖ machte auch Pröll zu schaffen. Auch 1998 waren es lediglich 44,87 Prozent. 2003 dann, dazwischen lag die Implosion der FPÖ, der Triumph: 53,29 Prozent, die Absolute zurückerobert. Jetzt war Pröll auch am Papier Erwin, der Mächtige.
2008 hat er den Vorsprung ausgebaut, die FPÖ-Gewinne gingen diesmal zu Lasten der SPÖ. Erwin Pröll kann weiter an seinem Traum arbeiten: Niederösterreich zur prosperierendsten Region Österreichs zu machen. Noch ist Oberösterreich voran.

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