Josefstadt-Schauspieler Alfred Reiterer gestorben

(c) APA (Theater in der Josefstadt)
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Zwischen 1965 und 2000 war Reiterer in mehr als 70 Produktionen zu sehen. "Vater Merian" starb mit 73 Jahren.

Alfred Reiterer, langjähriges Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt, ist in der Nacht auf Montag im Alter von 73 Jahren gestorben. Das teilte das Theater heute, Montag mit.

Von 1965 bis 2000 trat er in mehr als 70 Produktionen des Hauses auf, unter anderem in "Der Zerrissene" (1967), "Emilia Galotti" (1970), "Professor Bernhardi" (1974 und 1987), "Figaro lässt sich scheiden" (1981) oder auch der "Pension Schöller" (1992). Als "Vater Merian" war er zwischen 1980 und 1984 das Oberhaupt der österreichischen Parade-Fernsehfamilie.

Steuerberater auf der Bühne

Am 25. Oktober 1934 in Graz geboren, arbeitete Reiterer zwischen 1954 und 1960 neben einem Jus-Studium zunächst als Berufsanwärter für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Daneben absolvierte er von 1958 bis 1960 die private Grazer Schauspielschule Neuber-Gaudernak. 1960 debütierte er als Leander in Grillparzers "Des Meeres und der Liebe Wellen" an den Vereinigten Bühnen Graz, wo er bis 1965 in diversen Engagements stand.

1965 wurde Reiterer Ensemblemitglied im Wiener Theater an der Josefstadt, wo er sich vor allem mit Schnitzler- und Tschechow-Rollen einen Namen machte. Mit der letzten Inszenierung von Fritz Kortner ging er (1969/70) auf Tournee, als Graf Appiani in Lessings "Emilia Galotti".

Er wirkte 1972 bei den Salzburger Festspielen in Giorgio Strehlers "Spiel der Mächtigen" sowie 1978 bei den Bregenzer Festspielen in Schnitzlers "Leutnant Gustl" mit. Zahlreiche weitere Tourneen führten ihn nach Deutschland, Italien, die Schweiz und in die Niederlande.

Der Schauspieler verkörperte u.a. in einer Ernst Haeussermann-Inszenierung von Schnitzlers "Das Wort" den Ferdinand Neumann (1969/70) und den Beau in Shakespeares "Wie es euch gefällt" (1973/74), unter der Leitung von Klaus Maria Brandauer. Außerdem war Reiterer in Schnitzlers "Leutnant Gustl" (1977/78), Ariel Dorfmans "Der Tod und das Mädchen" (1991/92), Werfels "Jacobowsky und der Oberst" (1996/97) und in Zuckmayers "Des Teufels General" zu sehen. Im Rahmen der Wiener Festwochen 1998 spielte er den Bankier Heinz in Botho Strauß' "Die Ähnlichen" in der Regie von Peter Stein.

Täter in TV-Krimis

Seinen erste Fernseh-Rolle bekam Reiterer 1964 in "Einvernahme", dem zweiten ORF-"Marek"-Tatort mit Fritz Eckhardt. In zahlreichen darauffolgenden TV-Krimis gab er meistens den Täter. Neben vielen weiteren Fernseh-Auftritten moderierte er eine mehrjährige Fernsehreihe über Mode, die "Boutique", ehe er zwischen 1980 und 1984 als Vater Merian an der Seite von Dany Sigel und Elfriede Irrall 30 Folgen lang mit den Alltagsproblemen einer österreichischen Durchschnittsfamilie konfrontiert wurde.

Mit seiner Inszenierung von Peter Shaffers "Equus" im Moulin Rouge unternahm der Schauspieler 1991 einen Ausflug ins Regiefach. 1993 folgte eine sechsteilige Fortsetzung der "Familie Merian".

Zuletzt war der am 25. Oktober 1934 geborene Schauspieler an der Josefstadt in der Saison 1999/2000 in Ferdinand Raimunds "Der Verschwender" als Präsident von Klugheim und in den Kammerspielen in Nestroys "Die schlimmen Buben in der Schule" zu sehen.

(APA)

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