Seit Monaten schreibt die „Kronen Zeitung“ gegen die EU und ihren Reformvertrag. Wird die Kampagne ein Zwentendorf oder ein Waterloo?
Pro Waldheim. Kontra Zwentendorf. Pro Haider (zuerst). Kontra Peymann. Aber auch pro Klima (Viktor), kontra Haider (1999). Nicht immer, aber auffällig oft fielen Entscheidungen in Österreich nach dem ausdrücklichen Willen der „Kronen Zeitung“. Dahinter steht Hans Dichand, mit dem Politiker lieber Guglhupf als Kirschen essen. Sein Blatt (redaktionell mittlerweile von Sohn Christoph geführt; Dichand sen. ist Herausgeber und Hälfte-Eigentümer) lesen täglich knapp drei Millionen Österreicher. Die TV-Doku einer belgischen Filmemacherin, die Dichands Macht einigermaßen eindrucksvoll festhielt, wollte der ORF nicht zeigen. Der deutsch-französische Kanal Arte hingegen brachte den Film – und scheint seitdem nicht mehr im TV-Programm der „Krone“ auf. Stellen Sie sich vor, der ORF hätte...!
Blättert man von den Fernsehseiten des Kleinformats nach vorne, stößt man auf die „Briefe an den Herausgeber“ – dass die teils vom Herausgeber selbst verfasst werden, ist Gerücht. Hier bündelt man „Leserbriefe zum EU-Theater“. In der EU-Berichterstattung der „Krone“ diktiertBrüssel gerne. Hans Dichand dagegen bloggt, jeder kann mitbloggen. Und er äußert sich wöchentlich im Medium seiner Schwiegertochter Eva Dichand: Ihre Gratis-Zeitschrift „Live“ kopierte die Rubrik „Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ („Zeit-Magazin“) und nannte sie ungeniert „Auf eine Melange mit Hans Dichand“. Und tatsächlich, ob mit oder ohne Guglhupf – am Kaffeetisch ist Dichand ganz offen: „Wir werden weiterhin gegen den EU-Vertrag schreiben.“ trick
ZUR PERSON
Name: Hans Dichand
Geboren am: 29. Jänner 1921 in Graz
Chefredakteur: „Kleine Zeitung“ ('49–'55), „Kurier“ ('55–'58), „Krone“ ('59–'03). [APA]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2008)