Schule und Internet: Leichter Lernen mit dem Laptop?

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Was ist eLearning? Und was bringt es? Mehr Eigeninitiative, Internationalität und Individualität, meint ein Tiroler Experte.

INNSBRUCK. „Die Schüler behaupten, dass sie in eLearning Projekten mehr lernen und motivierter sind“, sagt Peter Leitl, Leiter des eLearning Cluster Tirols – und bringt damit auf den Punkt, warum auch er von der modernen Unterrichtsmethode begeistert ist. Die Behauptung entspringt nicht allein den Beobachtungen des Geschichte- und Philosophielehrers am Neuen Gymnasium in Innsbruck: In einer Studie der Uni Salzburg gaben 72 Prozent der Schüler und Studenten an, mit eLearning bessere Lernergebnisse zu erzielen.

Was darf man sich unter eLearning vorstellen? „Alle Formen von Lernen und Lehren, bei denen digitale Medien zum Einsatz kommen“, erklärt Leitl. „Es geht dabei um Interaktivität und gemeinsames Erarbeiten.“ Als häufigstes Kommunikationsmedium zwischen Schülern und Lehrer nennt Leitl Lernplattformen, bei denen individuelle Lernfortschritte im eigenen Benutzer-Account dokumentiert sind. Sowohl Schüler als auch Lehrer erhalten Zugangscodes, sodass sie über das Internet Zugriff auf die einzelnen Fächer haben. Der Lehrer stellt Lernobjekte ins Netz, die dort von den Schülern bearbeitet werden.

Engere Definitionen unterteilen eLearning in „computer based“ und „web based learning“, wobei ersteres den Unterrichtsstoff über CD-Rom vermittelt und zweiteres mit Programmen arbeitet, die man aus dem Internet herunter laden kann. „Beides spielt in österreichischen Schulen eine eher untergeordnete Rolle.“

Eine sinnvollere Einteilung des eLearnings ist die Definition über „blended learning“ und „distance learning“. Das „vermischte Lernen“, wie man „blended learning“ übersetzen kann, verstärkt die Vorteile des Einsatzes moderner Medien durch die Kombination verschiedener Methoden. „Ich erkläre das so, wie auch ein blended Whiskey eine Mischung aus verschiedenen reinen Whiskeysorten ist, bei dem man – je nach Mischung – einen hervorragenden Verschnitt bekommt.“ So vereint sich in dieser Methode klassischer Frontalunterricht mit Gruppenarbeit und schließt computergestütztes Lernen genauso wie computergestütztes Verarbeiten ein.

Das Web 2.0 spielt dabei eine große Rolle: „Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse der Gruppenarbeiten nicht mehr auf Pappkartons, sondern erstellen Wikis, das sind Webseiten, bei denen viele Autoren die Einträge gemeinsam bearbeiten können, oder sie machen Blogs und Podcasts.“ Einfache Tools ermöglichen den Schülern, die Informationen aus dem Internet zu holen und über das Web 2.0 zu kommunizieren. Schließlich wird das gewonnene Wissen in individueller Form präsentiert.


Projekt mit irischer Schule

Aus seinen Erfahrungen als Tiroler Leiter des eLearning Clusters, einer Initiative des Unterrichtsministeriums zur Stärkung des Einsatzes von Computer und Internet in den Schulen, weiß Leitl, dass „blended learning“ die gängigste Methode in Österreich ist. Als Beispiel beschreibt er, wie seine Schüler im Geschichtsunterricht mit einer irischen Schule Kontakt über das Internet aufgenommen haben und Lehrer und Schüler sich über Skype austauschen konnten. Am Schluss wurde gemeinsam mit den Schülern aus Waxford ein Webblog erstellt, in dem von irischer und österreichischer Seite Themen der irischen Geschichte behandelt wurden.

Auch zum „distance learning“ (Lernen auf Distanz) kann Leitl Beispiele liefern: „Die Methode, bei der zwischen Lehrperson, Lernort und Schüler kein räumlicher Bezug herrscht, ist wichtig in Einzelfällen wie etwa dem Schigymnasium Stams“. Dort war Leitl lange tätig und kreierte „distance learning“-Methoden, damit auch Schüler, die auf Training oder Wettkampf waren, das Lernmaterial fern von der Schule über das Internet abrufen konnten.

Unter „distance learning“ fällt freilich auch der boomende Markt der Online-Nachhilfe, bei der die Lehrperson mit dem Schüler über Chat oder E-Mail kommuniziert. Besonders in Fällen, wo lange Anfahrtswege die Überwindung zum Nachhilfeunterricht mühsam erscheinen lassen, kommt die Internet-Methode gut an. Auch Schüler, die unzertrennlich mit ihrem Laptop leben, lassen sich über Internet-Nachhilfe gern motivieren. Verleitet eine derartige Anonymität, die keinen persönlichen Kontakt zwischen Lehrer und Schüler voraus setzt, nicht zum Schummeln? „Die neuen Methoden ändern ja nicht das Schülerverhalten: Schüler, die schon bei klassischen Methoden schwindelten, probieren es auch am Computer.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2008)


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