Vor 20 Jahren: Der "Killer Clown" wird hingerichtet

Symbolbild eines Clowns
Symbolbild eines Clowns(c) REUTERS (Tomas Bravo)
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John Wayne Gacy nötigte und ermordete 33 Jugendliche. Ihre Leichen versteckte er in und unter seinem Haus. Am 10. Mai 1994 wurde einer der grausamsten Serienmörder der USA hingerichtet.

„21-mal lebenslänglich und Tod durch Gift", lautet das Urteil gegen John Wayne Gacy. Am 10. Mai 1994 wird es vollstreckt - doppelt. Denn die erste Injektion zeigt bei dem „Killer Clown" keine Wirkung. Ein zweites Mal wird dem 52-Jährigen Gift gespritzt, 18 Minuten lang wehrt sich sein Körper dagegen. Dann sackt er zusammen - und vor der Strafanstalt in Illinois bricht Jubel aus: Einer der grausamsten Serienmörder in der Geschichte der USA ist tot.

Der Autoliebhaber hatte 33 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 21 Jahren zum Sex genötigt, erwürgt und die Leichen in bzw. unter seinem Haus versteckt. Taten, die er nicht bereute. Im Gegenteil: Geradezu stolz soll er den zwölf Geschworenen beschrieben haben, wie er den Burschen das Leben nahm. Für die Ermittler zeichnete er eine Karte mit den „Gräbern" auf seinem Grundstück. In Haft begann er zu malen und verkaufte seine Clown-Bilder um bis zu 20.000 Dollar.

Aus Häftling 26526 wird „Pogo der Clown"

John Wayne Gacy kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Seit seiner Jugend hat er mit einem Herzleiden zu kämpfen, wird von seinem Vater mehrfach verprügelt. Viermal bricht der übergewichtige Junge die Schule ab. 1964 lernt er die Buchhalterin Marilyn Myers kennen, die Hochzeit folgt wenige Monate später. Ihr Schwiegervater ist Inhaber von „Kentucky Fried Chicken"-Restaurants, Gacy bald Geschäftsführer einer Filiale in Waterloo, Iowa. Seinen Posten nutzt er, um Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr immer wieder kostenloses Essen zu liefern. Dafür drücken sie ein Auge zu, wenn er zu schnell unterwegs ist. Bei den Nachbarn gilt er als „warmherzig".

Dann bröckelt das Bild des „typischen Amerikaners": Der zweifache Vater soll den 15-jährigen Donald Voorhees sexuell missbraucht haben. Dem 16-jährigen Edward Lynch soll er im Frühjahr 1968 Handschellen angelegt und ihn mit einem Messer verletzt haben. Gacy leugnet, wird aber zu zehn Jahren Haft verurteilt. Als Häftling 26526 gibt sich der mittlerweile Geschiedene vorbildlich. Er arbeitet in der Gefängnisküche und wird wegen guter Führung nach nur 18 Monaten Haft entlassen - obwohl ihm Psychologen zuvor eine „antisoziale Persönlichkeit" attestiert hatten.

Gacy versucht einen Neustart in Illinois, wird Bauunternehmer, Mitglied der Demokratischen Partei und engagiert sich ehrenamtlich. Als „Pogo der Clown" tritt er, in selbstgenähten Verkleidungen, in Krankenhäusern und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen auf. So gutmütig er sich in der Öffentlichkeit gibt, umso brutaler agiert er privat: Mehrmals soll er Möbel nach seiner zweiten Frau, Carole Hofgren, geworfen haben. Einige Zimmer darf sie nicht betreten. Die Ehe scheitert.

28 Leichen unter einem Haus

In der Nacht zum 2. Jänner 1972 fährt Gacy mit seinem Wagen zum Bahnhof, wo er dem 16-jährigen Tim McCoy begegnet. Er nimmt ihn mit zu sich, drängt ihn zum Sex und ersticht ihn danach mit einem Küchenmesser. Die Leiche verscharrt er im Kriechboden - einem Keller, der so niedrig ist, dass man sich nur krabbelnd fortbewegen kann. Die Mordlust überkommt den 30-Jährigen: In Kneipen lädt er Jugendliche auf Getränke ein, nimmt sie mit zu sich nach Hause, lässt sie kiffen und zeigt ihnen, wie er sich aus Handschellen befreien kann. Dann die Aufforderung: „Versuch du es." Und das Opfer sitzt in der Falle. Gacy vergewaltigt die Opfer, bevor er ihnen ein Seil um den Hals legt und sie erwürgt.

Innerhalb von sechs Jahren verschwinden 33 Jungen zwischen 15 und 21 Jahren. Mehrmals wird Gacy verdächtigt, doch Beweise gibt es nicht. Erst der Fall von Robert J. Piest am 11. Dezember 1978 wendet das Blatt: Er hatte seine Mutter angekündigt, sich mit dem Unternehmer treffen zu wollen - und kehrt nicht zurück. Ein Durchsuchungsbefehl wird ausgestellt. In seinem Haus und seinem Garten finden die Beamten 28 Leichen - da unter den Toten auch Prostituierte sind, ist bis heute die Identität von acht Jungen ungeklärt. Fünf Leichen werden in einem Fluss entdeckt.

Gacy gesteht „circa 30 Morde". Im Februar 1980 beginnt der Prozess gegen den Sexualstraftäter, dessen Anwälte auf Schuldunfähigkeit durch Geisteskrankheit plädieren. Doch die zwölf Geschworenen verurteilen ihn zu 21-mal lebenslänglich sowie zum Tod durch Gift. Bis es dazu kommt, werden noch 14 Jahre vergehen - Zeit genug, um sich seine letzten Worte zu überlegen: „Kiss my ass"

(hell)

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