US-Klimabericht: Erderwärmung ist "keine entfernte Gefahr"

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Die US-Regierung veröffentlichte am Dienstag einen Bericht zu den dramatischen Folgen des Klimawandels und fordert darin "dringendes Handeln". Hunderte Wissenschafter arbeiteten an dem Bericht.

Sturmfluten an der Atlantikküste, Waldbrände in Kalifornien, schrumpfende Gletscher in Alaska: Die Vereinigten Staaten erleben der US-Regierung zufolge bereits die dramatischen Folgen des Klimawandels. Das Weiße Haus rief in seinem Klimabericht daher zum Kampf gegen die Erderwärmung auf. Allerdings sieht sich Präsident Barack Obama einer Phalanx von Klimawandel-Skeptikern im Kongress gegenüber.

"Umfassendste" Darstellung zu Klimawandel-Folgen

Hunderte Wissenschafter haben vier Jahre lang an dem am Dienstag veröffentlichten Bericht gearbeitet. "Die Ergebnisse dieser Nationalen Klimabeurteilung unterstreichen die Notwendigkeit für dringendes Handeln, um die Bedrohungen durch den Klimawandel zu bekämpfen, die amerikanischen Bürger und Gemeinden heute zu beschützen und eine nachhaltige Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder zu schaffen", erklärte das Weiße Haus. Es handle sich um die "umfassendste" Darstellung, die jemals zu den Folgen des Klimawandels für die einzelnen Regionen und die verschiedenen Wirtschaftsbereiche der USA erstellt worden sei.

Erderwärmung ist "keine entfernte Gefahr"

Die Erderwärmung sei "keine entfernte Gefahr", warnte Obama-Berater John Holdren in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Stürme, Hochwasser und andere extreme Wetterereignisse seien längst eine ernste Bedrohung für Wohngebiete, Straßen, Brücken und Industrieanlagen. In dem Bericht heißt es, dass "Amerikaner die Veränderungen um sie herum" bemerken würden. "Die Sommer sind länger und heißer." Heftige Regengüsse würden immer wieder zu Überschwemmungen führen.

Die einzelnen Landesteile der USA stehen demnach vor unterschiedlichen Herausforderungen. Steigende Meeresspiegel würden niedrig gelegene Landstriche an der Ost- und an der Golfküste bedrohen. Im Südwesten herrsche unterdessen ein "wachsender Wettbewerb um knappe Wasserressourcen", außerdem hätten Dürre und Hitzewellen mehr Waldbrände zur Folge. Über die Prärie-Bundesstaaten wie Oklahamo und Kansas fegen zunehmend Tornados und andere Stürme, die "Milliarden Dollar an Schaden" anrichteten.

Alaska erwärmt sich den Angaben zufolge fast doppelt so schnell wie der Rest des Landes - und dürfte vor der Mitte des Jahrhunderts im Sommer vollständig eisfrei sein. Das Auftauen arktischer Gefilde werde die Ökosysteme massiv verändern und Schäden an der Infrastruktur verursachen. Im landwirtschaftlich geprägten Mittleren Westen müssen sich Farmer dem Bericht zufolge auf Ernteausfälle durch Unwetter einstellen.

"Mut aufbringen, bevor es zu spät ist"

Obama hatte bei seinem Amtsantritt Anfang 2009 versprochen, dass die USA unter ihm eine Führungsrolle im Kampf gegen die Erderwärmung einnehmen würden. Seine Bemühungen scheiterten aber am Widerstand im Kongress. Dort stemmen sich vor allem die Republikaner gegen strengere Regeln, die in ihren Augen der Wirtschaft schaden. Doch auch unter seinen Demokraten fehlten Obama im Sommer 2010 entscheidende Stimmen, um ein weitreichendes Gesetz zum Emissionshandel durch den Senat zu bringen.

Nach seiner Wiederwahl startete der Präsident einen neuen Anlauf in der Klimapolitik und kündigte im vergangenen Juni eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen an. "Die Frage ist, ob wir den Mut aufbringen zu handeln, bevor es zu spät ist", sagte der Präsident damals in einer Rede an der Universität Georgetown. Obama gab als Ziel aus, die Kohlendioxid-Verschmutzung bis zum Jahr 2030 um drei Milliarden Tonnen zu verringern. Das entspricht gut der Hälfte des jährlichen CO2-Ausstoßes des US-Energiesektors.

Um die Blockade von Klimawandel-Skeptikern im Kongress zu umgehen, setzt Obama seine Pläne mit Verordnungen durch. Im vergangenen Herbst verschärfte die Umweltschutzbehörde EPA etwa die Grenzwerte für den Kohlendioxid-Ausstoß bei neuen Kraftwerken.

Klimabericht unter: www.globalchange.gov

(APA/AFP)

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