EZB-Chef Draghi: Starker Euro "Grund zu ernsthafter Sorge"

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EZB lässt den Leitzins bei 0,25 Prozent. Für die französische Forderung nach einer aktiven Steuerung des Euro-Wechselkurses gab es eine Abfuhr.

Trotz der nach wie vor sehr niedrigen Inflation hält die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Euroraum bei 0,25 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat bei seiner auswärtigen Sitzung am Donnerstag in Brüssel, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Im April war die Jahresteuerung im Euroraum von 0,5 Prozent im Vormonat auf 0,7 Prozent gestiegen. Allerdings liegt die Inflation weiterhin deutlich unterhalb der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent.

Auch mit dem starken Euro fühlt sich die EZB zunehmend unwohl. Der Anstieg des Wechselkurses sei im Zusammenhang mit der geringen Inflation ein Grund zu ernsthafter Sorge, sagte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag in Brüssel. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) habe über das Thema gesprochen. Draghi wandte sich auch gegen eine französische Forderung nach aktiver Steuerung des Euro-Wechselkurses. "Wir sind unabhängig", betonte der Italiener. Es könne die Glaubwürdigkeit der EZB untergraben, wenn die Unabhängigkeit gefährdet sei. Die EZB habe kein Wechselkursziel.

Der Kurs des Euro war in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen und liegt derzeit bei rund 1,39 Dollar. Die EZB sieht die Aufwertung mit Sorge, weil dies nicht nur die Exporteure belastet, sondern auch über sinkende Importpreise das Preisniveau niedrig hält.

Weitere Senkung nicht vom Tisch

Europas Währungshüter bleiben auf der Hut. Zuletzt hatten sie mehrfach ihre Bereitschaft betont, im Kampf gegen eine anhaltende Niedrig-Inflation notfalls schwere geldpolitische Geschütze aufzufahren. Die EZB hat ihre Bereitschaft zum Einsatz weiterer unkonventioneller Maßnahmen im Kampf gegen den geringen Preisauftrieb bekräftigt. "Der EZB-Rat ist uneingeschränkt bereit, im Kampf gegen eine zu lange Phase niedriger Inflation auch unkonventionelle Instrumente einzusetzen", sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag nach der auswärtigen Sitzung in Brüssel.

Denkbar seien etwa groß angelegte Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen. Wenn nötig, könne die EZB ihre Geldpolitik schnell lockern.

(APA)

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