Der Hinweis auf eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik hat den Anstieg des Euro kurz vor 1,40 Dollar vorerst gestoppt.
EZB-Chef Mario Draghi reichen wenige Worte, um viel zu bewegen. Sein Hinweis auf eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik hat den unliebsamen Anstieg des Euro kurz vor 1,40 Dollar vorerst gestoppt. Eine Trendwende der Devise ist Experten zufolge aber noch nicht eingeläutet: erst wollen die Anleger Taten der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen. Draghi ließ bei der Ratssitzung am Donnerstag im Kampf gegen eine zu niedrige Inflation die geldpolitischen Instrumente zwar ungenutzt. Am 5. Juni könnte es seinen Worten nach aber zur Sache gehen. "Der EZB-Rat fühlt sich wohl damit, beim nächsten Mal zu handeln" - dieser Wink mit dem Zaunpfahl schlug am Devisenmarkt ein wie eine Bombe.
Hatte der Euro sich kurz zuvor noch bis auf 1,3992 Dollar herangewagt, fiel die Gemeinschaftswährung um mehr als einen Cent und notierte zum Wochenausklang am Freitag teilweise unter 1,38 Dollar, zuletzt gegen 15 Uhr bei 1,3869 Dollar. "Es ist bemerkenswert, dass Draghi & Co nicht einmal etwas machen müssen, um die Märkte in die gewünschte Richtung laufen zu lassen", sagt Kathleen Brooks von Forex.com. "Draghi hat demonstriert, dass er einen schwächeren Euro bekommen kann, wenn er es will."
Einige Ökonomen sehen die Zeit zum Handeln gekommen: Sie befürchten, dass ohne ein beherzteres Eingreifen der EZB bald eine ruinöse Abwärtsspirale von Preisen, Löhnen und Investitionen in Gang kommen könnte. Ein starker Euro setzt nicht nur die Exporteure unter Druck, sondern hält über sinkende Importpreise auch das Preisniveau niedrig. Treibender Faktor für die Euro-Stärke sind gegenwärtig vor allem die Kapitalflüsse in den Währungsraum.
Euro könnte auf 1,37 Dollar fallen
Mit seinen Worten hat Draghi Devisenexperten zufolge den Geist allerdings für die nächsten Wochen erst einmal zurück in die Flasche gesperrt. "Die Aussicht auf eine Zinssenkung macht den Euro-Raum weniger attraktiv, entsprechend sollte es auch für die Gemeinschaftswährung nach unten gehen", sagt Eugen Keller von der Metzler Bank. Denkbar sei, dass der Euro zunächst bis auf 1,37 Dollar falle - sollte diese Linie nicht halten, könne es bis auf 1,3520 Dollar runtergehen. Devisenstrategin Brooks sieht den Euro bis Juni in einer Handelsspanne von 1,37 bis 1,40 Dollar. Einen Kursrutsch hält sie allerdings nicht für wahrscheinlich. "Der niedrigere Euro basiert auf einem vagen Versprechen Draghis, der in der Vergangenheit keine Taten geliefert hat, also könnte der Ausverkauf zu voreilig gewesen sein."
(APA)