50 Jahre türkische Gastarbeiter: Ein Schwerpunkt der besonderen Art

Blattlnie: Vor 50 Jahren kamen die ersten türkischen Gastarbeiter nach Wien. Anlass für ein Özkan-Baltaci-Projekt der besonderen Art.

Eine bessere Planung hat es in dieser Redaktion selten gegeben. Schon im Oktober legten Duygu Özkan und Köksal Baltaci Ideen für eine Artikelserie rund um den 50. Jahrestag des Anwerbeabkommens, mit dem Österreich am 15. Mai 1964 die Tür für türkische Gastarbeiter öffnete, vor. „Wir wollen Geschichten schreiben, die in keinem anderen Blatt zu lesen sein werden“, kündigten die beiden in ihrem Konzept an. Sie haben ihr Versprechen auf beeindruckende Weise gehalten, wie in dieser (grafisch mit Reisekoffern gekennzeichneten) Schwerpunktausgabe zu lesen ist. Ausgestattet mit dem Egon-Erwin-Kisch-Recherchestipendium begab sich unser Chronik-Redakteur Köksal Baltaci auf Spurensuche. Er kehrte mit einer reichen Ausbeute berührender Storys aus der Türkei zurück, aus Yozgat zum Beispiel, einer anatolischen Provinz, in der rund 40.000 in Wien lebende Türken ihre Wurzeln haben. Baltaci sprach mit zurückgelassenen Gastarbeiterkindern und sah sich die Häuser an, die manche mit ihren österreichischen Löhnen in der alten Heimat bauten und die bald nichts mehr wert waren. Einige Beiträge wurden durch die gemeinnützige Initiative investigate! e.V. gefördert.

Aber die ganze Ausgabe schrieb Baltaci dann doch nicht allein. Karin Schuh etwa fand den Mann, der den Döner Kebab nach Wien holte. Wolfgang Wiederstein sprach mit Muhammet Akagündüz, dem ersten austrotürkischen Fußballnationalspieler. Duygu Özkan, die es mit vier Jahren aus Istanbul nach Vorarlberg verschlug, schildert, wie es zum Anwerbeabkommen gekommen ist, stellte die Letzten Fragen und organisierte Archivfotos.

Behilflich war uns übrigens Lothar Fischmann,Präsident der Gesellschaft „Österreichisch-Türkische Zusammenarbeit“ (ÖTZ). Auch ihm gebührt unser Dank, am meisten aber Köksal Baltaci und Duygu Özkan, die so viel Grips und Herzblut in dieses Projekt gesteckt haben. Es hat sich gelohnt. CU

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2014)


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