Die Angst vor der Deflation geht um

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Eine Vielzahl an Investoren hat Sorge vor einer bevorstehenden Deflation in Europa. 40 Prozent glauben aber immerhin an eine Erholung der globalen Konjunktur.

Wien. Die Deflation in der Eurozone gibt es zwar (noch) nicht. Finanzexperten in aller Welt zeigen sich dennoch besorgt: In einer Umfrage fürchten knapp drei Viertel unter ihnen eher fallende als steigende Preise im Euroraum. Das geht aus der Bloomberg Markets Global Investor Poll hervor, die vierteljährlich durchgeführt wird.

In einigen Ländern der Eurozone ist die Deflation bereits ein Problem. Im April lag die Teuerungsrate bei 0,7 Prozent, also bei rund einem Drittel des Zielwertes von knapp unter zwei Prozent, den die Europäische Zentralbank anstrebt.

Der Gouverneur der Oesterreichischen Notenbank hat am gestrigen Montag bereits Spekulationen über eine baldige Geldspritze der Europäischen Zentralbank genährt. Anfang Juni treffen sich die Ratsmitglieder der EZB erneut, um über Maßnahmen gegen die Deflation zu beraten.

Die seit Ende 2009 durchgeführte Bloomberg-Umfrage erfasst die Einschätzungen von Händlern, Bankern und Vermögensverwaltern. Die Umfrageteilnehmer haben in der Vergangenheit Treffsicherheit bewiesen, was die Einschätzung von Wirtschaft und Märkten angeht. Im Jänner 2012 sahen sie, unbeeindruckt von Bedenken hinsichtlich der belastenden Auswirkungen von Steuererhöhungen auf die US-Konjunktur, einen Aufschwung voraus.

Der Aufschwung kommt

Nun glauben 40 Prozent der Teilnehmer an eine Erholung der globalen Konjunktur. Weitere 43 Prozent attestieren ihr Stabilität und nur zwölf Prozent sehen eine Abschwächung. Im Jänner zeigte die Umfrage einen noch deutlicher ausgeprägten Optimismus. Damals sprachen 59 Prozent von einem Aufwärtstrend – so viele wie noch nie seit dem Ende der Rezession im Jahr 2009.

In der aktuellen Erhebung bescheinigen die Investoren den USA die weltweit günstigsten Aussichten. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen die größte Volkswirtschaft der Welt in einem Aufwärtstrend. Das steht im Einklang mit der Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Dieser hat den USA in seinem jüngsten Ausblick eine Wachstumsbeschleunigung von 2,8 Prozent prognostiziert. Für 2014 glaubt man an ein Plus von drei Prozent. Im Vorjahr legte die Wirtschaftsleistung der USA um 1,9 Prozent zu. Auf die Aufforderung, ein oder zwei Märkte zu benennen, die für die kommenden zwölf Monate die besten Investmentchancen bieten, werden die USA mit 44 Prozent am häufigsten genannt. Für die Europäische Union, die mit 32 Prozent auf Platz zwei folgt, rechnen die Umfrageteilnehmer mit einer anhaltenden Erholung.

Pessimismus in Asien angesagt

Im Hinblick auf die beiden größten Volkswirtschaften in Asien sind die Investoren hingegen nervös. In Japan bestehen Zweifel, ob die wirtschaftliche Wende gelingen kann. Nur 13 Prozent sind der Ansicht, dass das Land in den kommenden zwölf Monaten zu den besten Regionen für Investments zählt. Im Mai 2013, als die Begeisterung über die Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzō Abe auf dem Höhepunkt war, nannten noch 33 Prozent Japan als bevorzugtes Ziel für Investments.

Und auch China schneidet nicht besonders gut ab: Die Wirtschaft sei in einem Zustand, der so schlecht ist wie zuletzt im September 2012. Neun Prozent sehen China im Aufschwung, 47 Prozent denken, dass es mit der Volkswirtschaft abwärts geht, 41 Prozent sehen eine stabile Entwicklung. Korruption sowie die schlechte Verfassung der chinesischen Finanzbranche sind den Umfrageteilnehmern die wichtigsten Themen, derer sich die Führung des Landes annehmen müsste. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2014)

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