Seinerzeit in Jugoslawien

Geschichten, bei denen UDBA draufsteht, sind mit Vorsicht zu genießen. UDBA heißt Uprava državne bezbednosti, auf Deutsch in etwa Staatssicherheitsdienst. Es handelt sich dabei um den Geheimdienst der ehemaligen Volksrepublik Jugoslawien.

SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund, so behauptet nun ein slowenischer Historiker, soll für den UDBA gegen Bezahlung gearbeitet haben, als er in den 1970ern Mitarbeiter des Außenministers Willibald Pahr war. Faktum ist: Es gibt einen Akt im Geheimdienstarchiv mit dem Namen Eugen Freunds (Registernummer 234.953). Man weiß allerdings nicht, was in diesem drinnen steht.

Wer zu KP-Zeiten einmal beim Botschafter zum Essen eingeladen war, musste damit rechnen, dass es auch über ihn einen Akt gibt. Eindrucksvoll hat das der „Profil“-Journalist Robert Buchacher geschildert: Er, Experte für den Kärntner Ortstafelkonflikt, war zweimal mit dem Presseattaché der jugoslawischen Botschaft essen gewesen. Nach Öffnung der Archive kam er darauf, dass er als UDBA-Mitarbeiter und -Informant geführt worden war – mit einer eigenen Nummernchiffre.

Sicher ist, dass der jugoslawische Geheimdienst nicht zuletzt in Kärnten sein Unwesen getrieben hat – Bombenanschläge inklusive – und Verbindungsleute hatte. Dass Eugen Freund durch den Kärntner Ortstafelkonflikt seinerzeit derart radikalisiert war, dass er da mitgemacht hat, darf allerdings stark bezweifelt werden. Solange das Gegenteil nicht schwarz auf weiß belegt ist. Und danach sieht es nicht aus: Das dem Verdacht zugrunde liegende Dossier wurde vernichtet.

E-Mails an:oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2014)

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