Sohn des US-Vizepräsidenten im Vorstand von ukrainischer Gasfirma

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Hunter Biden und ein Freund des Stiefsohns von John Kerry arbeiten für Gasproduzenten Burisma. Weißes Haus bestreitet Interessenkonflikt.

Kiew/Moskau/Washington. Für die Medien in Russland war es ein gefundenes Fressen: Mitten in der heißen Phase des Ukraine-Konflikts ist die US-Regierung mit dem Vorwurf eines besonders heiklen Interessenkonflikts konfrontiert: Hunter Biden, der jüngste Sohn des US-Vizepräsidenten Joe Biden, wird neues Vorstandsmitglied von Burisma Holding, dem größten privaten Gasproduzenten der Ukraine. Biden junior übernimmt dort auch die Leitung der Rechtsabteilung.

Biden ist Rechtsanwalt bei der New Yorker Kanzlei Boies, Schiller und Flexner. Zudem habe der Politikersohn Erfahrungen im öffentlichen Dienst und der Außenpolitik gemacht, argumentiert die Firma, warum sie diese Personalentscheidung getroffen hat.

Washington mauert

Der Vater des neuen Vorstandsmitglieds, US-Vizepräsident Biden, hatte bei seinem Kiew-Besuch im April Hilfe bei dem Ausbau der ukrainischen Gasproduktion versprochen. Zudem hatte die US-Regierung Hilfen von insgesamt 58Millionen Dollar angekündigt – verglichen mit den Bedürfnissen der Ukraine und einer früheren Kreditgarantie über eine Milliarde Dollar eine kleine Summe.

Das Weiße Haus sah in einer ersten Reaktion keinen Interessenkonflikt darin, dass Bidens Sohn nun in führender Position für eine ukrainische Gasfirma arbeitet. Erst auf Nachfrage von Journalisten rang sich der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, zu einer knappen Erklärung durch: „Hunter Biden und die anderen Mitglieder der Biden-Familie sind freie Bürger. Ihr berufliches Engagement geht die US-Regierung ebenso wenig an wie den Präsidenten oder seinen Stellvertreter.“ Auch die Ethik-Kommission der USA sah zunächst keinen Anlass dafür, zu intervenieren.

Munition für den Kreml

Das „Wall Street Journal“ berichtete, dass auch ein enger Freund des Stiefsohns von US-Außenminister John Kerry schon vor einigen Wochen Mitglied des Vorstands des Gasproduzenten geworden sei. Devon Archer soll der Firma helfen, US-Investoren an Land zu ziehen. Archer ist ein College-Mitbewohner von Kerrys Stiefsohn Christopher Heinz.

Der Gaskonzern Burisma produzierte 2013 etwa 450 Millionen Kubikmeter Gas. Kontrolliert wird die Firma angeblich von Nikolai Zlochevsky, einem ehemaligen Parlamentsabgeordneten der Partei der Regionen des gestürzten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

Für die Darstellung des Kreml, wonach sich die Ukraine-Politik der USA nur nach wirtschaftlichen Interessen richte, ist Hunter Bidens Bestellung neue Munition.

AUF EINEN BLICK

Hunter Biden, der jüngste Sohn des US-Vizepräsidenten Joe Biden, wird neues Vorstandsmitglied von Burisma Holding, dem größten privaten Gasproduzenten der Ukraine. Biden junior übernimmt dort auch die Leitung der Rechtsabteilung. Das Weiße Haus bestreitet, dass dabei ein Interessenkonflikt vorliege.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2014)

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