Wachstum: Deutschland lässt Österreich weit hinter sich

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Zum Jahresauftakt ist Österreichs Wirtschaft um schwache 0,3 Prozent gewachsen. Deutschland bleibt mit einem BIP-Plus von 0,8 Prozent das Zugpferd der Eurozone.

Österreichs Wirtschaft ist zum Jahresauftakt nur wenig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Jänner bis März real um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo am Donnerstag in seiner Schnellschätzung mit. Österreich befindet sich damit genau im EU-Schnitt. In der Eurozone gab es nur eine Erhöhung um 0,2 Prozent.

Wirtschaftspolitik belastet Konjunktur

Belastet werde die heimische Konjunktur durch die Wirtschaftspolitik, so Wifo-Experte Marcus Scheiblecker. Die netto verfügbaren Realeinkommen würden  durch die jüngsten Steuererhöhungen in Mitleidenschaft gezogen - bezogen auf die Teuerungsrate werde der Effekt noch fast ein Jahr anhalten. Seit März sind die Erhöhungen bei Tabak- und Alkoholsteuer sowie der motorbezogenen Versicherungssteuer wirksam - dies trägt bis zu 0,2 Prozentpunkte zur Teuerung bei, hatte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly dazu erläutert. Im März wies Österreich mit 1,6 Prozent EU-weit die höchste (HVPI-)Inflation auf (zusammen mit Rumänien), im Februar lag Österreich in der Eurozone vorn und EU-weit gleich hinter den Briten.

Laut Wifo war "nach wie vor keine Beschleunigung der Konjunktur festzustellen". Erst vor kurzem hat auch die Industriestaaten-Organisation OECD ihre Prognose für Österreich gesenkt. Das Wifo hält dagegen an seiner Prognose für 1,7 Prozent für das Gesamtjahr fest. "Wir sollten in den kommenden Vierteljahren etwas höhere Raten sehen", soScheiblecker.

Deutschland: Stärkstes Wachstum seit drei Jahren

Deutlich besser sieht die Lage in Deutschland aus: Die Wirtschaft ist im ersten Quartal so kräftig gewachsen wie seit drei Jahren nicht mehr. Europas größte Volkswirtschaft bleibt damit Wachstumsmotor der Währungsunion. Höhere Investitionen, mehr Konsum und der milde Winter trugen zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent zum Vorquartal bei. Das ist doppelt so viel wie der Zuwachs von 0,4 Prozent Ende 2013.

"Bei diesem kräftigen Wachstum zum Jahresbeginn spielte allerdings auch die extrem milde Witterung eine Rolle", so das Statistikamt. Dadurch blieb vor allem der Bau von den sonst üblichen Unterbrechungen verschont. Aber nicht nur der Bau boomte, auch der Konsum zog - im Vergleich zu Österreich - an. "Dagegen bremste der Außenhandel das Wirtschaftswachstum", erklärte das Statistikamt. Es wurden weniger Waren exportiert, aber deutlich mehr Waren importiert.

Frankreich stagnierte

Die französische Wirtschaft stagnierte zu Jahresbeginn lediglich. Das stärkste Wachstum vom vierten Quartal 2013 auf die ersten drei Monate des laufenden Jahres wiesen folgende Länder auf:

  • Polen: 1,1 Prozent
  • Ungarn: 1,1 Prozent
  • Deutschland: 0,8 Prozent
  • Großbritannien: 0,8 Prozent

Das größte Minus verzeichneten:

  • Niederlande: -1,4 Prozent
  • Estland: -1,2 Prozent
  • Portugal: -0,7 Prozent
  • Zypern: -0,7 Prozent

Im Jahresabstand - erstes Quartal 2014 zum Vergleichszeitraum 2013 - betrug der Zuwachs in der EU 1,4 Prozent, in der Währungsunion 0,9 Prozent. Österreichs Wert lag mit einem Plus von genau einem Prozent hier knapp über dem Durchschnitt der Eurozone.

2013: Revidiertes Wachstum von 0,3 Prozent

Im vierten Quartal hat die Wirtschaftsleistung revidiert um 0,4 Prozent zugenommen, ursprünglich waren auch hier 0,3 Prozent angenommen worden. Aus der Neuberechnung resultiert für das Gesamtjahr 2013 ein Wachstum von 0,3 Prozent.

Auch Anfang 2014 sei die Erholung der heimischen Wirtschaft "nur sehr zaghaft" vorangekommen, analysiert das Wifo. Die Binnennachfrage wachse zwar beständig, jedoch weiterhin nur sehr träge. Der Konsum der privaten Haushalte sei erneut real um lediglich 0,1 Prozent gegenüber der Vorperiode gestiegen, jener der öffentlichen Haushalte um 0,4 Prozent. Wesentliche Impulse für die heimische Wirtschaft kamen im ersten Quartal laut Wifo einzig vom Außenhandel. Der Export hat gegenüber dem Vorquartal real um 1,5 Prozent zugelegt - und damit etwas stärker als im Schlussquartal 2013 (1,3 Prozent), allerdings zog zugleich der Import an (1,1 nach 0,7 Prozent).

Investitionsnachfrage nahm wieder zu

Ein Hoffnungsschimmer: Erstmals seit dem ersten Quartal 2012, also seit zwei Jahren, nahm jedoch heuer zu Jahresbeginn die Investitionsnachfrage wieder zu. Die Bruttoanlageinvestitionen wurden gegenüber dem Vorquartal real um 0,1 Prozent ausgeweitet, nach noch 0,2 Prozent Rückgang im 4. Quartal. Die Zugewinne konzentrierten sich auf den Baubereich.

(APA)

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