Die "Pille davor" gegen HIV

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Die "Pille davor" gegen HIVEPA(GILEAD SCIENCES)
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In den USA wird das Medikament Truvada zur HIV-Vorbeugung empfohlen. Klar ist, die blaue Pille ist weder ein "Wundermittel" noch ein "Freischein" für ungeschützten Sex.

Es wäre so schön und der Erfinder bekäme wohl sofort den Nobelpreis für Medizin: Ein Mittel, das sicher vor der Infektion mit dem Aidserreger HIV schützt. Ein solches Präparat gibt es aber nicht, es zeichnet sich auch nicht ab. In den USA wurde 2012 eine bereits vorhandenes Kombinationsmedikament ("Truvada") gegen HIV auch für die sogenannte Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) zugelassen.

Der Gedanke: Menschen in Risikogruppen, etwa homosexuelle Männer, die ungeschützten Verkehr praktizieren, oder Drogenabhängigen, die nicht mit HIV infiziert sind, nehmen die Pillen regelmäßig. Falls das Virus dann - etwa beim ungeschützten Sex oder durch eine verseuchte Nadel - in den Körper kommt, kann es die Zellen schlechter infizieren und sich schwerer in ihnen vermehren. Auf diese Weise wird das Risiko verringert, sich zu infizieren. Seit Mittwoch ist dieser Gedanke auch eine offizielle Empfehlung der amerikanischen Gesundheitsbehörde, berichtet die "New York Times".

Das Medikament Truvada des Herstellers Gilead Sciences Inc. habe in Tests gezeigt, dass es das HIV-Ansteckungsrisiko bei täglicher Einnahme auf weniger als 10 Prozent reduzieren kann. Das Medikament wird von vielen Krankenkassen bezahlt, Schätzungen zufolge sind fast 500.000 Amerikaner für eine Verschreibung berechtigt. In Österreich ist Truvada chefarztpflichtig, eine Packung mit 30 Stück kostet privat 995,40 Euro. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Kein Wundermittel, kein Freischein

Das Medikament ist unter Aids-Aktivisten sehr umstritten. Die blaue Pille ist weder ein "Wundermittel" noch ein "Freischein" für Risikoverhalten in Sachen HIV. Der Präsident der Aids Healthcare Foundation, Michael Weinstein, spricht von einem "Party-Medikament".

In "Truvada" finden sich die Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin. Beide erschweren es dem Virus, seine Erbsubstanz in die zur Infektion des Menschen nötige Fassung zu bringen. "Truvada" ist in den USA bereits seit 2004 zugelassen - zur Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern, die älter als zwölf Jahre sind. In der EU ist das Medikament zur Behandlung registriert, vorerst noch nicht zur Prävention einer HIV-Infektion.

(Ag./sh.)

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