Neos: Hypo-Pleite würde nur 200 Mio. kosten

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Die Neos haben auf Basis der jüngsten Hypo-Bilanz die Kosten für eine Insolvenz ausgerechnet. Damit könnte sich der Steuerzahler viele Milliarden ersparen. Doch SPÖ und ÖVP schließen eine Pleite der Hypo weiterhin aus.

Wien. Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) will möglichst bald das Sondergesetz zur Hypo Alpe Adria präsentieren. Trotzdem unternehmen die Neos einen neuen Anlauf, um über die Hypo-Insolvenz zu diskutieren. Sie sind die Einzigen, die anhand der im April veröffentlichten Hypo-Bilanz für das Jahr 2013 die Kosten für eine Pleite berechnet haben. Sie haben sich dazu mit Insolvenzexperten und Wirtschaftsberatern zusammengetan. Herausgekommen ist, dass eine Hypo-Pleite nur 200 Millionen Euro kosten würde – wenn alle Inhaber der vom Land Kärnten garantierten Hypo-Anleihen einen Schuldenschnitt von 22 Prozent akzeptieren. Das wäre billiger als die von der Regierung geplante Abbaugesellschaft. Damit erhöhen sich die Staatsschulden um 17 Milliarden Euro.

Wie kommen die Neos zu diesen Angaben? Laut der Bilanz 2013 verfügt die Hypo auf der Aktivseite über ein Vermögen von über 17Milliarden Euro. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Forderungen an Kunden (Kreditforderungen) sowie Forderungen, die gegenüber den eigenen Töchtern in Südosteuropa bestehen. Die Neos gehen nun davon aus, dass die Hypo bei einer geordneten Insolvenz alle Forderungen gegenüber den Südosteuropa-Töchtern im Ausmaß von drei Milliarden Euro abschreiben müsste.

Auch der Wert der Osttöchter wäre von 1,2 Milliarden Euro auf null zu korrigieren. Laut Schätzungen der Neos müsste die Hypo zudem bei den Kundenkrediten noch einmal 30Prozent abschreiben (Kosten: 2,7 Milliarden Euro). Damit wären bei einer geordneten Insolvenz auf der Aktivseite nur noch 10,5 Milliarden Euro vorhanden.

Bayern verlieren Milliarden

Gleichzeitig müsste die Bank auch auf der Passivseite Wertberichtigungen vornehmen. Denn bei einer Insolvenz würde die Bayerische Landesbank die 2,1 Milliarden Euro, die derzeit bei der Hypo liegen, verlieren. Zugleich würden alle Inhaber von nachrangigen Hypo-Anleihen im Volumen von 1,9 Milliarden Euro einen Totalverlust erleiden. Damit würden sich auf der Passivseite die Verbindlichkeiten auf 13,4 Milliarden Euro reduzieren. Wird nun bei einer geordneten Insolvenz die Summe der Aktiva (10,5 Milliarden Euro) von den Verbindlichkeiten (13,4 Milliarden Euro) abgezogen, ergibt sich ein Fehlbetrag von 2,9 Milliarden Euro. Dies entspricht laut Neos-Angaben einer Insolvenzquote von 78 Prozent.

Zu beachten ist, dass bei diesem Szenario alle Inhaber der vom Land Kärnten garantierten Hypo-Anleihen im Volumen von 12,2 Milliarden Euro ihr Geld zurückerhalten, weil dieser Betrag schon in der Passivseite enthalten ist. Zu einem Anschlusskonkurs von Kärnten würde es daher nicht kommen. Falls die Inhaber der von Kärnten garantierten Hypo-Anleihen einen Schuldenschnitt von 22Prozent akzeptierten, würde laut Neos nur ein Fehlbetrag von 200 Millionen Euro herauskommen.

Hypo: Berechnung ist falsch

Bei der Hypo heißt es dazu: „Diese Berechnung entbehrt jeglicher Grundlage.“ Denn die Neos verwenden bei ihren Berechnungen nur den Einzelabschluss, tatsächlich liege die Bilanzsumme nicht bei 17 Milliarden Euro, sondern bei 26 Milliarden Euro. Finanzkreisen zufolge haben die Neos auch nicht berücksichtigt, dass es für nachrangige Anleihen eine Garantie des Bundes im Volumen einer Milliarde Euro gibt. Auch enthalte das Szenario zu viele Unsicherheitsfaktoren und nicht nachvollziehbare Annahmen.

Die Regierung zeigt sich ebenfalls unbeeindruckt: Für sie ist eine Insolvenz ausgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2014)

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