Grätzeltour: Sandleitenhof

Vor 90 Jahren wurde der Sandleitenhof in Wien erbaut. Im Rahmen des "Soho"-Kunstfestivals finden rund um den Gemeindebau Kunstprojekte und Workshops statt.

Treffpunkt Mateottiplatz in Wien Ottakring: „das Zentrum des Sandleitenhofes“, sagt Ula Schneider, Organisatorin von Soho in Ottakring, über den italienisch anmutenden Ort zwischen Rosa-Luxemburg- und Liebknechtgasse. Wären da nicht die vielen Leerstände in der Erdgeschoßzone, die an eine verlassene Westernstadt erinnern. „Rund um den Mateottiplatz gab es früher einen Fleischhauer, eine Postfiliale, eine Trafik sowie eine Apotheke“, erzählt Schneider bei dem Grätzelrundgang durch den größten Gemeindebau des Roten Wien der Zwischenkriegszeit. „Gähnende Leere“ beherrscht die Szenerie, aber mit den Veranstaltungen zum Thema „Sandleiten auf Draht – 90 Jahre Sandleiten“ bringen Schneider und ihr Team vom 17. bis 31. Mai Workshops, Ausstellungen, Theaterperformances und Konzerte in den im Jahr 1924 errichteten Wohnbau. Die „Soho“-Zentrale befindet sich selbst im Lokal eines ehemaligen Raumausstatters.

Impressionen vom Sandleitenhof:

Das nahegelegene Shoppingcenter ist für Schneider Grund für die „Leblosigkeit“ im Sandleitenhof. „Die wenigen sozialen Orte sind weg“, meint Schneider und führt zu dem Gebäude in der Liebknechtgasse 32, in dem es bis vor etwa 40 Jahren noch ein eigenes Kino gab. Während des Festivals wird es als Ausstellungsraum genutzt. „Den Rest des Jahres steht der Kinosaal leer“, weiß Schneider und macht gleichzeitig auf einen weiteren Leerstand in unmittelbarer Nachbarschaft aufmerksam: dem Elektropathologischen Museum in der Gomperzgasse. Bis vor kurzem wurden hier elektrische Verletzungen und deren Heilungsverlauf anhand von Fotos und Beschreibungen ausgestellt.

Anlässlich von Soho in Ottakring gestaltet eine Künstlerin die Innenräume des Museums. „Die Festivalbesucher sollen animiert werden, solche versteckten Orte wieder zu entdecken“, sagt Schneider über den Veranstaltungssaal, der sich im ersten Untergeschoß des ehemaligen Museums befindet. Arbeiten und Wohnen standen in den 1920er Jahren im Mittelpunkt des Grätzellebens, in den kommenden Tagen versucht das Festival die Verflechtung dessen mit der Gegenwart.

>>Programmübersicht "Soho in Ottakring"

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