Weit über eine Million Menschen sind in Südosteuropa von den Überschwemmungen betroffen. Nun drohen Erdrutsche.
Ein Ende der Hochwasserkatastrophe auf dem Balkan ist nicht in Sicht. Bisher kamen mehr als 40 Menschen ums Leben. Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad wurden nach Angaben von Ministerpräsident Aleksandar Vucic am Sonntag zwölf Leichen entdeckt, damit stieg die Zahl der Toten in dem Land auf 16. In Bosnien starben nach Behördenangaben bisher mindestens 27 Menschen in den Fluten, in Kroatien einer.
Weit über eine Million Einwohner der armen Länder in Südosteuropa sind von den Überschwemmungen betroffen. 95.000 Haushalte müssen ohne Strom auskommen.
Kritisch blieb es im Norden Bosniens, wo 10.000 Menschen aus ihren überfluteten Häusern in der Stadt Bijeljina gerettet werden sollten. Im Norden des Landes stieg in der Nacht auf Sonntag der Wasserstand der Save an der Grenze zu Kroatien, überspülte vielfach bereits die Schutzdämme. Insgesamt sei mit 1,2 Millionen Einwohnern ein Drittel der Bevölkerung dieses armen Balkanlandes von den Überflutungen in Mitleidenschaft gezogen, berichteten dortige Medien. Im ganzen Land richteten Erdrutsche weitere schwere Verwüstungen an.
Etliche Regionen Bosniens und Serbiens werden nun auch von Erdrutschen bedroht. Alleine in der weiterhin unter Wasser stehender Ortschaft Gracanica im Nordosten Bosniens wurden 300 Gefahrenstellen ausgemacht, in Westserbien waren die Gebiete um die Städte Bajina Basa, Valjevo und Pozega am stärksten bedroht.
Als Teil der internationalen Hilfen passierte eine österreichische Feuerwehreinheit den kroatisch-serbischen Grenzübergang bei Batrovci, berichtete der staatliche TV-Sender RTS. 57 Helfer, 17 Lastwagen voll Ausrüstung sowie sechs Boote trafen demnach ein. Am Sonntagvormittag landeten zudem in Belgrad und im südserbischem Nis zwei russische Flugzeuge mit technischen Geräten und humanitären Gütern.
Milliarden-Schäden
Die Schäden allein in Serbien werden auf eine Milliarde Euro geschätzt. Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic bestätigte die Verhaftung von Geschäftsleuten, die die Notlage der Menschen ausgenutzt und die Preise für Mineralwasser und Lebensmittel um ein Vielfaches angehoben hätten. Zeitungen in Serbien kritisierten, dass die Meteorologen nicht rechtzeitig vor den Unwettern gewarnt hätten. Freiwillige, die von der Regierung in Belgrad an die Brennpunkte geschickt worden waren, klagten über die schlechte Organisation ihres Einsatzes.
Unterdessen schien in Tschechien laut dpa die Hochwasser-Gefahr nach tagelangem Dauerregen gebannt. In Spindlermühle im Riesengebirge, wo an der Elbe in der Nacht auf Sonntag noch die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde, gingen die Pegelstände allmählich zurück. In drei östlichen Regionen des Landes blieben die Einsatzkräfte vorerst in Bereitschaft. Bei der Stadt Pribor setzte die Feuerwehr ihre Suche nach einem vermissten Wassersportler fort, der mit seinem Boot auf dem angeschwollenen Fluss Lubina gekentert war.
(APA)