Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge kämpfen afghanische Hazara-Flüchtlinge auf der Seite von Präsident Baschar al-Assad in Syrien. Sie erhalten 500 Dollar pro Monat, doch nur wenige kehren zurück.
Im Laufe des Syrien-Kriegs verschob sich der Fokus der Medien von Machthaber Baschar al-Assad auf die ausländischen Kämpfer, die auf Seiten radikaler Gruppierungen gegen den Diktator, aber auch untereinander kämpfen. Doch auch Assad kann auf Unterstützung aus dem Ausland zählen.
Neben Russland gehört die Regierung in Teheran zu den bedeutendsten Beratern der syrischen Armee. Laut Aussagen des iranischen Parlamentariers Javad Ghoddousi Karimi befinden sich zahlreiche iranische Militärs mittlerweile in Syrien. Wie viele jedoch tatsächlich direkt an der Front kämpfen, ist bis heute nicht bekannt.
Tatsächlich liegt eine Ausweitung der Stationierung eigener Truppen nicht im Interesse des Mullah-Regimes. Vielmehr hat man einen anderen Weg gefunden, die geopolitischen Interessen in Syrien auch militärisch zu verteidigen. Seit Monaten schickt der Iran afghanische Staatsbürger, hauptsächlich Flüchtlinge, nach Syrien, um auf Seiten Assads gegen die verschiedenen Rebellengruppierungen zu kämpfen. Dies wurde nun durch einen Bericht des US-amerikanischen „Wall Street Journal“ publik. Indizien dafür gibt es schon lange.
Laut dem US-Blatt bezahlt Teheran die Flüchtlinge mit 500 Dollar pro Monat, damit sie in Syrien an der Front kämpfen. Bei den Kämpfern handelt es sich hauptsächlich um Angehörige der Hazara, einer in Afghanistan lebenden, schiitischen Minderheit.
Während des Bürgerkriegs am Hindukusch flüchteten Hunderttausende Afghanen in den Iran. Dort zerschlug sich die Hoffnung auf ein besseres Leben schnell. Afghanische Flüchtlinge, egal welcher Ethnie und Religion sie angehören, leben im Iran als Menschen zweiter Klasse. Die meisten sind gezwungen, Schwarzarbeit nachzugehen. Daraus entwickelte sich ein veritabler illegaler Wirtschaftszweig. Iranische Großstädte wie Teheran, Maschad oder Shiraz wuchsen in den vergangenen Jahren permanent. Die Errichtung zahlreicher Hochhäuser, die teilweise in Rekordzeiten fertiggestellt werden, hat man auch den illegalen Arbeitern aus Afghanistan zu verdanken. Diese sind nicht selten minderjährig, hausen in ärmlichen Baracken und erhalten oft einen Hungerlohn.
Billiges Kanonenfutter
Jenen Afghanen, die in den Syrien-Krieg ziehen, verspricht das Regime in Teheran eine bessere Zukunft, die iranische Staatsbürgerschaft, eine Aufenthaltsgenehmigung oder Ähnliches. Da die jungen Männer ohne jegliche Kampferfahrung nach Syrien geschickt werden, kehren sie in den meisten Fällen nicht zurück.
Diese Praxis ist nicht neu. Schon während des ersten Golfkriegs gegen den Irak griff der Iran auf afghanische Einwanderer zurück. Im Grunde genommen waren sie damals lediglich billiges Kanonenfutter – so wie heute auch.
Als ideologisches Bindeglied scheint Ayatollah Mohaqeq Kabuli, ein iranisch-afghanischer Geistlicher, zu dienen. Er agiert aus der Stadt Qom, dem theologischen Zentrum des Iran. Mohaqeq präsentiert sich als Vertreter der afghanischen Schiiten im Land. Tatsächlich handelt er jedoch voll und ganz im Interesse der Regierung in Teheran.
Die ausländischen Milizionäre auf Seiten Assads kommen jedoch nicht nur aus dem Iran oder aus Afghanistan. Neben der libanesischen Hisbollah, die mittlerweile massiv in Syrien vertreten ist und für zahlreiche Erfolge gegen die Aufständischen die Hauptverantwortung trägt, finden sich auch schiitische Gruppierungen aus Pakistan oder aus dem Irak. Assad freilich zieht es vor zu propagieren, dass ausschließlich Syrer ihr Land gegen ausländische Söldner und Terroristen verteidigen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2014)