Belgrad bereitet sich auf Anstieg des Donau-Pegels vor

Ein Bild aus Bosanski Samac in Bosnien-Herzegowina.
Ein Bild aus Bosanski Samac in Bosnien-Herzegowina.(c) REUTERS
  • Drucken

In der Nacht auf Dienstag mussten in Kroatien, Bosnien und Serbien erneut viele Menschen vor den Wassermassen flüchten. Österreich hilft mit einer Mio. Euro.

Keine Atempause für die Bewohner der Flutgebiete in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien: In der Nacht auf Dienstag mussten erneut Tausende Menschen ihre Häuser verlassen. Die kroatischen Behörden bestätigten inzwischen ein zweites Todesopfer. Insgesamt kamen bisher in den drei Ländern mindestens 47 Menschen ums Leben, einige werden noch vermisst.

Die österreichische Bundesregierung beschloss, Bosnien-Herzegowina und Serbien mit einer Million Euro zu helfen. Der Beschluss wurde am Dienstag im Ministerrat gefällt, die Mittel stammen aus dem Auslands-Katastrophenfonds. Sie sollen österreichischen NGOs zur Verfügung gestellt werden.

Die Hochwasserkatastrophe in Bosnien-Herzegowina und Serbien hat auch massive wirtschaftliche Folgen. Schwer betroffen sein dürfte die Landwirtschaft, auch Fabriken sind beschädigt. Erste Schätzungen gehen laut Ö1-Mittagsjournal von wirtschaftlichen Schäden von bis zu drei Milliarden Euro aus.

Warten auf die nächste Welle

In Belgrad und anderen serbischen Städten entlang des Flusses Save wurde eine weitere Flutwelle erwartet, Einsatzkräfte arbeiteten mit Hochdruck daran, die Uferbefestigungen zu verstärken. Die Flutkatastrophe gilt nach bosnischen Regierungsangaben als die schwerste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Schäden in der Landwirtschaft dürften sich nach einer Schätzung des Bauernverbands auf mehrere Milliarden Euro belaufen. Zwölf "Fließwasserretter" aus Kärnten, Tirol und Salzburg fuhren am Dienstag ins bosnische Hochwassergebiet, um die Feuerwehren dort zu unterstützen, nachdem zuvor 50 Helfer zurück nach Österreich kehrten.

Die Gefahr von hochgespülten Minen besteht weiter. Alma Al-Osta, Expertin für Landminen bei der Organisation Handicap International, rief die Menschen zur Vorsicht auf. "In überfluteten Gebieten wissen wir also nicht mehr, wo Minen zu finden sind, und wir wissen auch nicht, wo und wie wir danach suchen sollen. Zwei Ratschläge werden derzeit an die Bevölkerung ausgegeben: Wenn sie ihre Häuser und Wohnungen säubern, müssen sie sehr vorsichtig sein - und sie sollen nicht durchs Wasser waten", sagte Al-Osta.

In Kroatien überschwemmte die Save mehrere Dörfer, in Bosnien-Herzegowina mussten etwa 11.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Etwa eine Million der 3,8 Millionen Einwohner des Landes ist Behördenangaben zufolge von den Überschwemmungen betroffen. Hunderte Erdrutsche verursachten zusätzliche Zerstörung.

Kommt die Flut nach Belgrad?

In Serbien mussten etwa 10.000 Bewohner der besonders stark betroffenen Kleinstadt Obrenovac ihre Häuser verlassen. Die Behörden gingen davon aus, dass die Zahl der Toten in der Kleinstadt südwestlich von Belgrad weiter ansteigen dürfte. Serbische Helfer befürchten weitere Überschwemmungen, die Flutwelle der Save sollte im Laufe des Dienstags in Belgrad die Donau erreichen. Die serbische Regierung rief am Dienstag eine dreitägige Trauer aus.

Im Belgrader Stadtviertel Zemun wurde am Flussufer auf einer Länge von 650 Metern ein 1,2 Meter hoher Schutzdamm aus Sandsäcken errichtet. Belgrad sei auch auf die "finstersten Prognosen" des Wasseranstiegs vorbereitet, versicherte Bürgermeister Sinisa Mali. In der Hauptstadt wurden an der Save und der Donau Schutzdämme auf einer Gesamtlänge von 5,5 Kilometern errichtet. 350.000 Sandsäcke wurden bereits geschlichtet, weitere 50.000 stünden noch zur Verfügung, sagte Mali.

Ausgelöst worden waren die Überschwemmungen von heftigem Regen: In den drei Balkan-Ländern hatte es innerhalb von drei Tagen so viel wie sonst im gesamten Monat Mai geregnet.

Spenden

Angesichts der Hochwassersituation am Balkan sind die Hilfsorganisationen im Dauereinsatz. Da mehr als eine Million Menschen auf internationale Hilfe angewiesen sind, bitten die Organisationen die Österreicher um Spenden (in alphabetischer Reihenfolge).

Adra Österreich
IBAN: AT37 1100 0086 1666 6700
SWIFT/BIC: BKAUATWW
Kennwort "Bosnien/Serbien"

Arbeiter Samariter Bund
Bank Austria
IBAN: AT97.1200.0006.5412.2001
BIC: BKAUATWW

Caritas
PSK
IBAN: AT92.6000.0000.0770.0004
BIC: OPSKATWW
Kennwort "Hochwasserhilfe Südosteuropa"

Hilfswerk Austria International
BAWAG P.S.K.
IBAN: AT71.6000.0000.9000.1002
BIC: OPSKATWW
Kennwort "Hochwasser Bosnien"

Diakonie
Erste Bank
IBAN: AT85.2011.1287.1196.6333
BIC: GIBAATWWXXX
Kennwort "Fluthilfe"

Malteser Hospitaldienst
PSK
IBAN: AT43.6000.0000.0100.0999
BIC: OPSKATWW
Kennwort "Hochwasserhilfe Südosteuropa"

Rotes Kreuz
Erste Bank
IBAN: AT57.2011.1400.1440.0144
BIC: GIBAATWWXXX
Kennwort "Flut in Südosteuropa"

Volkshilfe
PSK
IBAN: AT77.6000.0000.0174.0400
BIC: OPSKATWW
Kennwort "Hochwasser am Balkan"

(c) APA

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Noch immer müssen sich Bewohner mit Sandsäcken vor dem Wasser schützen.
Weltjournal

Hochwasser: Kroatien hilft Bosnien und Serbien

Obwohl Kroatien selbst schwer von dem Hochwasser betroffen ist, wurde ein Hilfspaket von 100.000 Euro für Bosnien und Serbien beschlossen.
Weltjournal

Bosnien: 19 Häftlinge aus überschwemmtem Gefängnis geflüchtet

Die Häftlinge sind inzwischen wieder festgenommen worden. Kritik an den bosnischen Behörden wird indes immer größer - sie hätten nicht rechtzeitig auf die starken Regenfälle reagiert.
Weltjournal

19 EU-Staaten helfen Serbien und Bosnien

Insgesamt 19 EU-Staaten helfen beim Wiederaufbau nach den heftigsten Regenfällen seit 120 Jahren. Auch Papst Franziskus hat zur Opferhilfe aufgerufen.
Hochwasser, Serbien, Balkan
Weltjournal

Hochwasser: Hilfswelle nach Flut eint Balkan

Neben Heeren professioneller Retter sind zehntausende Freiwillige im Einsatz. Nicht nur in Serbien zieht die gebeutelte Gesellschaft an einem Strang.
Weltjournal

Jetzt befürchtet auch Belgrad Überflutungen

Während an manchen Orten schon die Toten gezählt werden, baut man in Belgrad dem Schlimmsten vor. Sorge herrscht auch um Serbiens größtes Kraftwerk. In Bosnien mussten 500.000 Menschen ihre Häuser verlassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.