Maturanoten: Gute Vorbereitung, leichte Beispiele?

Zentralmatura, Noten
Zentralmatura, Noten(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
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Die Ergebnisse der Generalprobe für die zentrale Mathematikmatura dürften trotz Pannen besser sein als erwartet. In Englisch soll die schriftliche Matura in etwa so ausgefallen sein wie in den Vorjahren.

Wien. Die Generalprobe für die zentrale Mathematikmatura dürfte besser ausgefallen sein als erwartet. Das zeigt ein Rundruf der Austria Presse Agentur bei Schulen und Schulbehörden. Offizielle Ergebnisse gibt es zwar noch keine – an vielen Schulen laufen noch Notenkonferenzen, die Noten müssen auch den Schulbehörden rückgemeldet werden. Die besseren Mathematikergebnisse dürften sich allerdings durch zahlreiche Schulen ziehen.

Das dürfte zunächst einmal für ein Aufatmen gesorgt haben, vor allem bei den betroffenen Schülern (und bei deren Eltern) aber ebenso wohl bei Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Nach den jüngsten Zentralmatura-Turbulenzen um undurchsichtige Benotung, heftig kritisierte Prüfungstexte und vergessene Prüfungsbögen wäre ein Proteststurm wegen schlechter Noten das Letzte, was sie (und das angeschlagene BIFIE-Institut) brauchen könnte.

Gleichzeitig stellt sich mit den Ergebnissen aber eine andere Frage: Bewahrheitet sich angesichts der besseren Mathematikergebnisse – für alle Vorarlberger Schulen etwa ist die Rede von einem Notenschnitt unter 2,0 – die Angst einer Nivellierung nach unten? Diese Befürchtung war im Vorfeld immer wieder aufgekommen.

Quin: „Zu früh für Trends“

„Natürlich könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Beispiele vielleicht etwas leichter waren“, sagt AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin zu den vorläufigen Ergebnissen der Mathematik-Zentralmatura. Quin gehört zu jenen, die von Anfang an davor warnten, dass bei einer vollzentralen Matura die Erfordernisse für eine positive Note zwangsläufig abgesenkt würden.

Um anhand der aktuellen Maturaergebnisse (die für die betroffenen Schüler „natürlich erfreulich“ seien), einen Trend festzumachen, sei es aber noch zu früh, so Quin. Immerhin sei die zentrale Mathematikmatura heuer nur an 28 der 351 AHS durchgeführt worden.

Genau darauf führen andere die offenbar guten Ergebnisse zurück: Die wenigen Schulen, die die zentralen Klausuren bereits heuer – freiwillig – verwendet hätten, seien jene, an denen sich Lehrer und Schüler besonders intensiv mit der neuen Reifeprüfung auseinandergesetzt hätten. Ähnlich sieht das Expertin Christa Könne: „Das war zu erwarten. Die Lehrer und die Schüler waren gut vorbereitet.“

Die schriftliche Englischmatura – die an 318 Gymnasien zentral stattfand – soll trotz des Wirbels um das Benotungsschema heuer etwa so ausgefallen sein wie in den Vorjahren. Ob die höhere Hürde für eine positive Note von 60 auf 63 Prozent Auswirkungen hatte, ist noch nicht klar. Die Lehrer waren jedenfalls nach Protesten von Schülern und Eltern vom BIFIE dazu angehalten worden, sich bei der Notengebung nicht alleine auf den Computer zu verlassen, sondern gegebenenfalls milder zu benoten. Auch seien die Beispiele entsprechend leichter gewesen.

Der offizielle Vergleich der Ergebnisse der diesjährigen Zentralmatura mit jenen der Klausuren früherer Jahre steht noch aus. Im Bildungsministerium verweist man darauf, dass die Noten noch bis Ende dieser Woche rückgemeldet werden können, danach würden die Ergebnisse zusammengefasst. Vergangenes Jahr hatten die Noten der Schulversuche dem langjährigen Schnitt entsprochen.

Dass es für die Güte der Zentralmatura überhaupt ein Kriterium ist, dass sich der Notenschnitt nicht zu sehr von früheren unterscheidet, kritisiert Expertin Christa Könne indes scharf. Dass man den Schwierigkeitsgrad an dem ausrichte, was Schüler bisher konnten, hält sie für falsch. Man müsse die Matura vielmehr danach ausrichten, was gekonnt werden soll.

Kommission in Warteschleife

Übrigens: Die sogenannte Bundesreifeprüfungskommission, die als Matura-Beratungsgremium gesetzlich vorgesehen ist, ist noch immer nicht einberufen. Die Betroffenen – unter anderen sind das Eltern, Lehrer und Schüler – wurden zwar Mitte März dazu aufgerufen, ihre Vertreter zu nominieren. Ein Zusammentreffen gab es aber noch nicht. (APA/beba/j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2014)

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