Doppelanschlag in Nigeria fordert mindestens 118 Tote

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Zwei Autobomben explodierten auf einem belebten Marktplatz in der Stadt Jos. Auch in anderen Dörfern wurden Terrorakte mit weiteren Toten verübt.

Bei einem Doppelanschlag im Zentrum Nigerias sind am Dienstag nach Behördenangaben mindestens 118 Menschen getötet worden. Er rechne mit dem Fund weiterer Leichen unter den Trümmern zusammengestürzter Gebäude, sagte der Nothilfekoordinator der staatlichen Rettungsorganisation NEMA in der Stadt Jos am Abend der Nachrichtenagentur AFP. Dutzende weitere Menschen wurden durch die Explosion zweier Autobomben auf einem Marktplatz in Jos verletzt. Die Sprengsätze detonierten im Abstand von wenigen Minuten und rissen auch Mitglieder der alarmierten Rettungsmannschaften in den Tod.

Großbrand nach Explosion

Am Nachmittag sprengten die Attentäter zunächst einen Lastwagen in die Luft, wie das Militär mitteilte. Die Rettungskräfte seien schnell vor Ort gewesen. Etwa 20 Minuten später sei in einem Kleinbus dann die zweite Bombe explodiert. Laut Zeugenaussagen wurden dabei auch mehrere Sanitäter getötet.

Doppelanschlag in Nigeria
Doppelanschlag in NigeriaAPA/EPA/STRINGER



Einige Opfer könnten aufgrund der starken Verbrennungen nicht identifiziert werden, teilte das Nationale Katastrophenschutzamt mit. Feuerwehrleute seien im Einsatz, um den Großbrand am Anschlagsort zu löschen. Mehrere Geschäfte seien durch das Feuer komplett zerstört worden.

Boko Haram als Täter vermutet

Jos liegt im Bundesstaat Plateau, an der Schnittstelle zwischen dem christlich geprägten Süden Nigerias und dem muslimischen Norden. In der Vergangenheit gab es dort immer wieder tödliche Auseinandersetzungen. Hintergrund sind oftmals religiös motivierte Konflikte. Die Extremistengruppe Boko Haram, die im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat kämpft, hatte im Juli 2012 außerhalb von Jos eine Trauergemeinde angegriffen.

Terrorakte auch in anderen Dörfern 

Zu weiteren Angriffen kam es auch in der Nähe des Dorfes Chibok im Nordosten Nigerias. In den vergangenen Tagen wurden mindestens 30 Menschen getötet. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf Augenzeugen. Am Montag seien zehn Personen von bewaffneten Männern in Shawa, das sieben Kilometer von Chibok liegt, getötet worden. Ein überlebender Bewohner des Ortes, Musa Yakubu, berichtete laut Web-Ausgabe der Zeitung "Leadership", die Männer hätten "Allahu akbar" (Gott ist groß) rufend um sich geschossen. Am gestrigen Dienstag setzten die Angreifer ihre Attacke in dem Nachbardorf Alagarno fort. "Sie haben 20 von unseren Leuten getötet und Häuser zerstört", erklärten Augenzeugen. Nach Angaben von "Leadership" fanden die Übergriffe erst am Mittwoch in den frühen Morgenstunden statt.

Boko Haram als Terrororganisation

Seit dem Jahr 2009 verübt Boko Haram immer wieder Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen. Nigerias Regierung forderte den UN-Sicherheitsrat am Dienstag offiziell auf, Boko Haram als Terrororganisation einzustufen und wegen ihrer Verbindungen zu Al-Kaida auf die Sanktionsliste gegen das Terrornetzwerk zu setzen. Falls keines der 15 Mitglieder des UN-Gremiums Einspruch erhebt, tritt die Maßnahme am Donnerstagabend in Kraft.

Die Verhängung internationaler Strafmaßnahmen wie Reiseverbote, Kontosperrungen und Waffenembargos war am Samstag bei einem Krisengipfel in Paris vorgeschlagen worden, zu dem sich Nigeria und mehrere Nachbarländer sowie Vertreter der EU und der USA getroffen hatten. Bei der Konferenz vereinbarten Nigerias Präsident Goodluck Jonathan und seine Kollegen aus Kamerun, Niger, Tschad und Benin auch einen gemeinsamen Aktionsplan, um Boko Haram zu bekämpfen.

(APA/AFP)

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