Massenprotest gegen Erdoğan in Köln

APA/EPA/Rolf Vennenbernd
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Der türkische Premier wirbt in Deutschland um Stimmen. Deutsche Politiker sprechen von einer Provokation nach dem Grubenunglück.

Köln. Die Transparente trugen Aufschriften wie „Stoppt den Diktator Erdoğan " oder „Das ist kein Schicksal - Das ist Mord", gemünzt auf Erdoğans Reaktion auf das türkische Grubenunglück: Tausende Menschen haben am Samstag in Köln gegen den türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan protestiert. Der Polizei zufolge kamen mehr als 30.000 Menschen nach einem Marsch durch die Innenstadt zu einer Kundgebung zusammen.

Erdoğan selbst erschien am frühen Abend unter dem Jubel von 15.000 Anhängern in der Kölner Lanxess-Arena. Offizieller Anlass für Erdoğans Rede war das Zehn-Jahres-Jubiläum der Gründung der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die Erdoğans Regierungspartei AKP unterstützt. Beobachter sprachen freilich von einem reinen Wahlkampfauftritt: Erdoğan wolle vor der türkischen Präsidentschaftswahl im August in Köln um die Stimmen der rund 1,5 Millionen türkischen Wähler, die in Deutschland leben, kämpfen. Erdoğan gilt als Favorit für die Wahl, auch wenn er seine Kandidatur noch gar nicht offiziell bekannt gegeben hat.

Kurz vor seinem Auftritt versuchte der Premier offenbar noch, für positive Schlagzeilen zu sorgen: Wie am Samstag bekannt wurde, hat er jenen Berater entlassen, der nach dem schweren Grubenunglück in Soma auf einen auf dem Boden liegenden Demonstranten eingetreten hat. Das Foto von dem Vorfall sorgte international für Empörung.

Zehntausende Demonstranten. Aus mehreren europäischen Nachbarländern waren Anhänger und Gegner Erdoğans zu tausenden angereist, darunter aus Österreich, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Die Protestaktion in Köln hatte die alewitische Gemeinde organisiert. Auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) übte scharfe Kritik am konservativen türkischen Regierungschef. Die Auslandsreise sei „schon eine gewisse Provokation nach dem schweren Grubenunglück und vor dem Hintergrund der gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Türkei." Die Stimmung in der Stadt war aufgeheizt, befürchtete Zusammenstöße bleiben vorerst aus.

(Red.)

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