Die ÖVP liegt bei der EU-Wahl deutlicher als erwartet vor der SPÖ, die FPÖ gewinnt am stärksten dazu. Die Grünen gewinnen das Duell um Platz vier gegen die Neos.
Die ÖVP verteidigt ihren ersten Platz im EU-Parlament: Sie verliert bei der Europa-Wahl am Sonntag gegenüber dem Ergebnis von 2009 nur leicht. Die SPÖ stagniert, der Abstand zur Volkspartei ist größer als von Meinungsforschern erwartet. Die FPÖ fährt den größten Zugewinn des Tages ein und dürfte ihre Mandatszahl verdoppeln. Auch die Grünen legen zu und gewinnen das Duell mit den Neos um Platz vier klarer als vorhergesagt. Die restlichen Parteien verpassen den Einzug ins EU-Parlament allesamt deutlich. Noch am besten schneidet dabei überraschenderweise EU-STOP ab. Die Wahlbeteiligung ist nur geringfügig gesunken.
Die Mandatsverteilung:
ÖVP 5 (- 1), SPÖ 5 (+/- 0), FPÖ 4 (+ 2), Grüne 3 (+1), Neos 1.
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Karas-Strategie ging auf
Der schwarze Spitzenkandidat Othmar Karas kann sich nun als Sieger feiern, obwohl die ÖVP Verluste eingefahren hat. Die Strategie, im Wahlkampf ganz auf die eigene Person und auf Distanz zur Partei (auf den Wahlplakaten fehlte sogar das ÖVP-Logo) zu setzen, ist aufgegangen. Punkten konnte der erfahrene Europapolitiker besonders bei den ausdrücklichen EU-Befürwortern: 37 Prozent aus dieser Gruppe wählten laut einer SORA/ORF-Befragung die ÖVP.

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SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund hat trotz seines bekannten Fernsehgesichts nicht genug Zugkraft entwickelt, um die ÖVP zu überholen. Den Sozialdemokraten bleibt als Trostpflaster, dass sie anders als die ÖVP nicht an Stimmen verloren haben - ihr Ergebnis aus 2009 hatte allerdings auch einen veritablen Absturz bedeutet. Vertreter der Partei zeigten sich denn auch alles andere als euphorisch: "Platz 2 ist Platz 2" und man dürfe jetzt nicht zum Alltag übergehen, sagte etwa Sozialminister Rudolf Hundstorfer.
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FP-Spitzenkandidat Harald Vilimsky ist mit tatkräftiger Unterstützung fast punktgenau am Wahlziel von 20 Prozent gelandet. Der Skandal um die rassistischen Aussagen des ursprünglichen Co-Frontmanns Andreas Mölzer hat der Partei offenbar nicht geschadet, die Mobilisierung frustrierter Wähler zur „Denkzettelwahl" gegen Rot-Schwarz und die EU ist gelungen. Laut SORA/ORF wählten 60 Prozent der EU-Gegner blau, 44 Prozent der FPÖ-Wähler wollten mit ihrem Kreuzchen ein Zeichen gegen die Innenpolitik setzen.
Lunacek überzeugte mehr als Mlinar
Die Grünen hatten mit einer provokanten Werbelinie Erfolg - auf den Plakaten wurde gegen Ernst Strasser und die gar nicht mehr vorgeschriebene Gurkenkrümmung geschossen. Auch den Sympathiewerten von Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek dürfte die Partei ihren Erfolg verdanken. Lunacek hat am Sonntag auch den grünen Rekord bei Bundeswahlen eingestellt.
Neos-Frontfrau Angelika Mlinar hingegen sorgte im Wahlkampf hauptsächlich für Negativschlagzeilen, etwa mit ihrem (später abgeschwächten) Vorschlag für eine Privatisierung der Wasser- und Gesundheitsversorgung. Der erhoffte zweistellige Stimmenanteil blieb so außer Reichweite. Wahlziel verfehlt, gestand Parteichef Matthias Strolz ein.
Auch europaweit blieben die Konservativen deutlich vor den Sozialdemokraten. >> Nachlese: Die Europawahl im Ticker