In der Bundeshauptstadt erhielt die Öko-Partei 20,9 Prozent der Stimmen. Die ÖVP, die landesweit Platz eins verteidigte, stürzte in Wien auf Platz vier ab.
Wiens SP-Bürgermeister Michael Häupl brach am Sonntagabend "nicht in frenetischen Jubel aus": Die SPÖ kam bei der Europa-Wahl in der Bundeshauptstadt zwar erneut auf Platz eins, fuhr aber ein kleines Minus im Vergleich zum bereits äußerst schlechten Ergebnis 2009 ein. Den Zweiten der vorigen Wahl, die ÖVP, erwischte es ebenfalls schlimm: Während Spitzenkandidat Othmar Karas österreichweit siegte, reichte es in Wien nur für den vierten Platz.
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Als einzige Partei wirklichen Grund zum Jubeln hatten in Wien die Grünen: Sie rückten auf Platz zwei vor und überholten damit die FPÖ. Die inneren Bezirke sind inzwischen weitgehend grün dominiert: In Margareten und Landstraße verdrängten die Grünen die SPÖ von Platz Eins, in Wieden musste die ÖVP weichen. Mariahilf, Neubau, Josefstadt und Alsergrund erwiesen sich erneut als grüne Hochburgen. Auch in Währing und Hernals schaffte die Partei Platz eins.
Montagnachmittag folgte die nächste Jubelmeldung für die Öko-Partei: Die Briefwahl- bzw. Wahlkartenstimmen in der Bundeshauptstadt Wien bescherten den Grünen einen zehnten Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus, sowie das größte Plus unter den Rathaus-Parteien beim Wien-Ergebnis. Die Öko-Partei kommt nun auf 20,9 Prozent der Stimmen, ein Zuwachs von 3,89 Prozentpunkten.
Blaues Plus von vier Prozentpunkten
Die FPÖ konnte zwar keinen Bezirk für sich gewinnen, sich aber immerhin über das größte Plus in der Bundeshauptstadt freuen: Die Blauen legten in Wien rund vier Prozentpunkte zu. Auf die Neos, die bundesweit auf 7,61 Prozent kamen, entfielen in Wien 9,09 Prozent.
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Ellensohn prophezeit "viele grüne Bezirksvorsteher"
Der Klubchef der Wiener Grünen, David Ellensohn, zeigte sich Sonntagabend für die Wien-Wahl im kommenden Jahr zuversichtlich. Wenn das Verhältnis zum SPÖ-Ergebnis ähnlich ausfalle, werden die Grünen nicht nur ein, sondern mehrere Ressorts übernehmen, prophezeite Ellensohn. "Und außerdem wird es viele grüne Bezirksvorsteher geben."
Häupl hingegen betonte, dass die Resultate der EU-Wahl keine Prognosen für die Wien-Wahl im kommenden Jahr zuließen: "Da wird es ganz andere Themen geben." Eine EU-Wahl könne man mit einer Gemeinderatswahl nicht vergleichen. "Die Leute wissen, was sie wählen", versicherte das Wiener Stadtoberhaupt. Wobei er durchaus eingestand, dass die Gewinne der Grünen in Wien "bemerkenswert" seien: "Das muss man zur Kenntnis nehmen." Das Ergebnis der FPÖ in Wien sei hingegen bescheiden, so Häupl: "Das ist mir auch Recht."
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FP-Chef Heinz-Christian Strache zeigte sich davon wenig beeindruckt: "Ich werde Häupl in Wien ablösen als Bürgermeister", rief er bei der blauen Wahlparty am Sonntagabend.
Das Ergebnis auf Länderebene
Zwischen ÖVP und SPÖ hat sich bei der EU-Wahl auf Länderebene nichts verändert gegenüber 2009: Die SPÖ wurde auch heuer nur in Burgenland, Kärnten und Wien Erste, die ÖVP in den anderen sechs Ländern. Für Grüne und FPÖ sieht es mit dem Wegfall der Liste Martin (und des BZÖ) wesentlich besser aus: Die FPÖ ist in drei Ländern Zweite, die Grünen in zwei. In Kärnten ist die FPÖ jetzt anstelle des BZÖ Zweite. Auch in der Steiermark und in Tirol schafften die Blauen den zweiten Platz - wobei sie allerdings bei der Nationalratswahl im "Reformpartnerland" Steiermark schon Erste waren. Die Grünen holten Rang 2 nicht nur in Wien, sondern auch in Vorarlberg.
(Red./APA)