Dank Morten Messerschmidt wird die ausländerfeindliche Dänische Volkspartei stärkste politische Kraft.
Stockholm/Kopenhagen. Im Wahlkampf schenkte er in einer Bar sogar höchstpersönlich Bier aus, stets trat er in seinen schicken, teuren Anzügen auf: Der junge, charismatische Morten Messerschmidt hat seine rechte Dänische Volkspartei (DF) zu einem historischen Sieg bei den EU-Parlamentswahlen geführt. Seine einst abfällig bewertete Partei ist mit einer Steigerung von über 10 Prozentpunkten auf 26,6 Prozent erstmals zur stärksten politischen Kraft Dänemarks avanciert.
Erstmals Schlagzeilen machte der Sohn eines Arbeiters, als er 2001, damals noch im DF-Jugendverband, zu 14 Tagen Haft auf Bewährung für eine Verletzung eines Anti-Rassismus-Gesetzes verurteilt wurde. Grund war eine Wahlwerbung in einem Studentenmagazin: „Massenvergewaltigungen, Gewalt, Unsicherheit, Zwangsehen, Frauenunterdrückung, Bandenkriminalität: Das bringt eine multiethnische Gesellschaft“, lautete der Slogan. Auf der Anzeige waren drei blonde Mädchen zu sehen. Darunter stand: „Dänemark heute.“ Ein weiteres Foto zeigte drei blutverschmierte Männer mit dem Koran. Darunter: „Dänemark in zehn Jahren.“
Parteiaustritt wegen Hitlergrußes
2007 musste Messerschmidt dann doch als Jungabgeordneter im dänischen Parlament zeitweise aus seiner Partei austreten, weil ihm vorgeworfen wurde, öffentlich den Hitlergruß gemacht zu haben. Er verblieb als Parteiloser im Parlament und lernte, vorsichtiger zu sein. 2009 erhielt er Schadensersatz, weil ihm nicht nachgewiesen werden konnte, mit der Aktion Hitler wirklich gewürdigt und nicht einfach nur verhöhnt zu haben.
Heute sei er nicht mehr so radikal wie damals, beteuert er. Er sei „nicht mehr so offensiv in der Ausländerdebatte“, und habe seine „Augen für andere Themen geöffnet“. Letzterer Einsicht hat Messerschmidt teilweise den gewaltigen Zuwachs bei der Wählergunst zu verdanken. Mit Themen wie dem Stopp von Transferleistungen an EU-Ausländer, etwa des Kindergeldes, konnte er beim rechten Stammpublikum punkten. Gleichzeitig rückte er seine Partei behutsam in die Mitte – etwa bei allgemeineren Themen der Sozial- und Wirtschaftspolitik.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2014)