Bedenklicher Fragebogen bei AMS-Kursmaßnahme

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Die AMS-Kursteilnehmer sollten anhand fragwürdiger Aussagen den Wert von Arbeit und Rollenbilder diskutieren. Das Formular wurde nun als nicht zeitgemäß eingestuft und soll nicht mehr eingesetzt werden.

Die Teilnehmer eines vom Arbeitsmarktservice (AMS) angebotenen und finanzierten Kurses "Neue Wege bis 30" sollten anhand eines Formulars ihre Definitionen von Arbeit darlegen. Bewertet werden sollten Aussagen wie "Eine Animierdame lässt sich zum Whisky einladen. Ein Unteroffizier zielt auf einen Pappkamerad. Ein Chaffeur wartet auf den Direktor. Frau Österreicher hat Teilzeitarbeit und näht sich zu Hause einen Rock. Ein Hund bellt einen Briefträger an. Eine Ehefrau macht sich jeden Abend um 19 Uhr für ihren Mann schön." Die Kursteilnehmer sollten die Sätze je nach eigener Einschätzung mit ja oder nein beantworten - je nach dem, ob sie darunter Arbeit verstehen oder nicht.

Eine Teilnehmerin, die die Kurs-Maßnahme vorzeitig verließ, weil sie diese für "sinnlos" hielt, hatte den Fragebogen dem Nachrichtenportal "derStandard.at" zugespielt. Laut ihrer Aussage wollte die Kursleiterin mit Hilfe des Formulars den Wert von Arbeit und Rollenbilder diskutieren. "Es fielen sexistische Witze. Und darüber nachzudenken, ob es Arbeit ist, wenn ein Hund bellt, war sehr demütigend", so die 25-Jährige.

Eine Woche für Bewerbungsschreiben

Zudem war eine ganze Kurswoche auch für das Verfassen von Bewerbungsschreiben vorgesehen. Mit dieser Aufgabe war eine andere Teilnehmerin nicht wirklich ausgelastet und schon nach einem Tag fertig. Die Kursleiterin soll ihr empfohlen haben, sich halt ein Buch mitzunehmen. Das könne er "nicht nachvollziehen", sagte Best-Geschäftsführer Erik Hirschenbrunner. Best führt als Dienstleister AMS-Kurse  durch.

Das Formular sieht Hirschenbrunner aus dem Zusammenhang gerissen. Das Arbeitsblatt stamme ursprünglich aus dem 1984 erschienenen Buch "Sichtwechsel. Ein Deutschkurs für Fortgeschrittene". Die Aussage "Die Frau macht sich jeden Abend um 19 Uhr für ihren Mann schön" sei nicht 'passiert', sondern mit Absicht und bewusst gewählt, um das Thema Gendermainstreaming auch im Arbeitskontext zu diskutieren und eigenes Verhalten als Frau und Mann zu hinterfragen, erklärte der Best-Geschäftsführer.

Weiters gebe die Übung "gerade zu Anfang die Möglichkeit in eine Diskussion mit der Gruppe zu kommen und die TeilnehmerInnen noch in einem thematischen Bereich, in dem sie sich sicher fühlen, Werteinstellungen erfragen zu lassen, ohne zu viel über sich selbst in der Gruppe preisgeben zu müssen, " wird Hirschenbrunner zitiert.

Umstellung ab Herbst 2014

Mittlerweile- der Kurs hat im Frühjahr 2014 stattgefunden - hat die zuständige Fachabteilung des AMS das Arbeitsblatt geprüft und für nicht zeitgemäß erachtet. Der Kursträger sei gebeten worden, es in Hinkunft nicht mehr zu verwenden. Ab Herbst sollen die sogenannten Aktivierungskurse der Vergangenheit angehören. Das AMS plant eine Umstellung auf ein modulares System.

>> Artikel auf "derStandard.at"

(red.)

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