Karlheinz Hackl: Ein großer Entertainer und Charakterdarsteller

APA
  • Drucken

Karlheinz Hackl ist tot. Er war Burgschauspieler, Lehrer und Kabarettist. Er war einer der wenigen, der Schmäh und große Kunst verband. Sein Buch nannte er treffend „Meine zwei Leben, ein ziemliches Theater.“ Ein Nachruf.

Ein Frauenschwarm, interessant, dass dies das Erste ist, was einem zu Karlheinz Hackl einfällt. In Feydeaus „Ein Klotz am Bein“ geht es um einen Mann, der seine Geliebte loswerden muss. Hackl und die grandiose Andrea Jonasson lieferten sich einen Wettstreit auf der Akademietheater-Bühne, und das Publikum bog sich vor Lachen. Der körperlich agile Schauspieler war damals, 1985, noch nicht so üblich wie heute, der Slapstick der beiden ließ aber an sportlicher Qualität nichts zu wünschen übrig.

Der gebürtige Wiener Hackl hatte alle Qualitäten, die für einen Schauspieler nötig sind, er konnte komisch sein und tragisch, ironisch und gemein, er spielte sich selbst und war doch immer wieder ein anderer. Er kokettierte mit dem Publikum, lang bevor das Wort „Rampensau“ gebräuchlich wurde. Aber Hackl konnte auch ernst und zurückhaltend sein. Im TV, in Krimis spielte er häufig undurchschaubare soignierte Herren. Woran werden wir uns erinnern? Zum Beispiel an Nestroys „Zerrissenen“, der voll und ganz den Unterschied zwischen reich und glücklich sein illustriert. Als sich Hackl als Herr von Lips zuletzt in die Arme seiner Kathi stürzt, weiß man, jetzt wird gut enden, was schlecht begann, nämlich mit einem Schuss – in der Inszenierung von Georg Schmiedleitner, der demnächst in Salzburg „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus herausbringen wird – auf der Burgbühne 2001 – der Schuss war Fiction. Aber: „Lange sah man hier keinen so ungemütlichen, keinen so heutigen Nestroy“, so „Die Welt“. Bei Hackl hatte man immer das Gefühl, dass er alles machen konnte, weil er sich alles vorstellen konnte. Sein „Anatol“ oder der Filou Alfred in Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“, da war er zu Hause. Aber er spielte auch den römischen Feldherrn Varus, der in Kleists „Hermannsschlacht“, der legendären Peymann-Inszenierung, gegen Hermann, den Cherusker (Gert Voss) antritt. Das war 1986. Peymann holzte im „Alt-Ensemble“, Hackl war einer der wenigen, der überlebte. Mit dem furiosen „Entertainer“ kam 2003 die gesundheitliche Krise. Hackl brach auf der Burg-Bühne zusammen: Gehirntumor. Doch er gab keineswegs auf.

In seinem Buch „Meine zwei Leben, ein ziemliches Theater“, beschrieb er seine rebellische Jugend, Höhen und Tiefen seiner Karriere. Sie begann 1972/73 an der Avantgardebühne Theater der Courage, 1978 war er bereits Burg-Ensemblemitglied. Der Traum des gelernten Betriebswirts, der auch am Reinhardt-Seminar unterrichtete, Chef des Theaters in der Josefstadt zu werden, ging nicht in Erfüllung. Dafür hat Hackl oft inszeniert: im Volkstheater, Schnitzlers „Liebelei“ oder „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in der Josefstadt. Hinreißend war er im Musical „Ein Käfig voller Narren“ in der Volksoper.

Politisch engagiert

Hackl hat sich immer politisch engagiert, für die SPÖ. In späten Jahren gründete er selbst eine Partei und nannte sie: „Für die soziale Kultur in Österreich“. Hackl liebte das große wie das das kleine Publikum. Er machte viele Lesungen, Solo-Kabarettprogramme, eines davon trug den Titel „Den Wurschtl kann kana daschlogn“. 2012 erhielt er den Wiener Theaterpreis Nestroy für sein Lebenswerk. Am 16. Mai hat Hackl noch seinen 65. Geburtstag gefeiert. Am Sonntag ist er im Kreise seiner Familie gestorben, wie seine Frau, die Schauspielerin Maria Köstlinger, mitteilte. (bp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Karlheinz Hackl ist in Wien gestorben
Bühne

Karlheinz Hackl ist gestorben

Der Schauspieler erlag im Alter von 65 Jahren seinem Krebsleiden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.