E-Control: Österreich braucht nicht mehr Kraftwerke

Gaskraftwetk Mellach
Gaskraftwetk Mellach(c) HELGE SOMMER / APA / picturedesk.com (HELGE SOMMER)
  • Drucken

Österreichs Kraftwerks-Kapazitäten sind mehr als ausreichend. E-Control-Vorstand Walter Boltz sprach am Mittwoch von etwa 130 Prozent Kapazitätsreserve.

Österreichs Stromversorgung ist auf absehbare Zeit gesichert und Investitionen in zusätzliche Kraftwerkskapazitäten würden nur die Kosten für die Verbraucher in die Höhe treiben, sagte E-Control-Vorstand Walter Boltz am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. Die Sorge in manchen Ländern, die vorhandene Kraftwerkskapazität könnte nicht ausreichen, sei derzeit "nur ein Fürchten auf Vorrat".

"Österreich hat eine sehr großzügige Kapazitätsreserve, eine der größten in Europa", sagte Boltz. "Österreich hat etwa 10.000 Megawatt Spitzenleistung, die wir an kalten Wintertagen benötigen, wir haben aber Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 23.000 Megawatt." Auch wenn jetzt Verbundkraftwerke und noch ein paar andere Kraftwerke geschlossen würden, "haben wir eben nicht 130 Prozent sondern vielleicht nur mehr 90 Prozent Reserve. Die typische Reserve in Europa ist zwischen 15 und 25 Prozent."

Stromversorgung bis 2030 gesichert

In Österreich seien bis 2030 keine Probleme bei der Stromversorgung zu erwarten, das zeige auch eine im Frühjahr fertiggestellte Studie des schwedischen Beratungsunternehmens SWECO, die im Auftrag mehrerer europäischer Regulatoren, Stromerzeuger und Übertragungsnetzbetreiber erstellt wurde. Wie die Situation in 20 oder 30 Jahren sein werde, sei jetzt nicht absehbar, "aber ich glaube nicht, dass wir heute für 2030 oder 2040 Vorkehrungen treffen müssen".

Die Einführung von Kapazitätszahlungen an Kraftwerksbetreiber für das bloße Bereithalten von Reservekapazitäten "wäre eine lupenreine Beihilfe für die Kraftwerksbetreiber", meint der Energieregulator. Für die Kosten dieser Förderungen müssten letztlich die Stromkunden aufkommen. Bei Einführung eines europaweiten Kapazitätsmarktes könnten die Kosten für das gesamte heimische Stromsystem um 20 Prozent steigen, verweist die E-Control auf die SWECO-Studie.

Eine bessere und billigere Möglichkeit, die Stromversorgung künftig sicherzustellen, wäre die Forcierung des grenzüberschreitenden Austausches von Strom, meint Boltz. So habe sich Deutschland bereits Erzeugungskapazitäten in Österreich gesichert.

Grenzüberschreitender Strom-Austausch

Unsinnig findet Boltz Überlegungen in Bayern, ein Gaskraftwerk zu bauen, weil dort mehrere Atomkraftwerke relativ rasch geschlossen werden und man es nicht geschafft habe, ausreichende Stromleitungen nach Norddeutschland zu bauen. So ein Kraftwerk würde 300 bis 400 Mio. Euro kosten. "Wir haben in Österreich gerade ein paar funkelnagelneue Gaskraftwerke die wir zusperren, die eigentlich gar nichts mehr wert sind, weil sie auf null abgeschrieben sind." Dazu gebe es etwa 11.000 bis 12.000 MW Leitungskapazität von Österreich nach Deutschland, die praktisch nie benützt werde. "Das heißt, wir könnten den Bayern um einen sehr niedrigen Geldbetrag - etwa 20 Prozent der Errichtung eines eigenen Kraftwerks - das Gleiche anbieten", sagte Boltz. Die Frage sei nun, ob die Politik in Bayern den dafür nötigen Weitblick haben werde.

Auch europaweit betrachtet werde man bis 2020 keine neuen konventionellen Kraftwerke zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit brauchen, sagte SWECO-Studienautor Niclas Damsgaard. Als Anreiz für den Bau neuer Kraftwerke seien Kapazitätsmechanismen daher nicht notwendig. Erhebliche Investitionen in die Modernisierung, den Ausbau oder Neubau von Kraftwerken würden aber von 2020 bis 2030 nötig werden, da dann viele Kraftwerke das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen würden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.