Schwedenplatz: Stenzel plant den City-Tunnel

(C) hgs
  • Drucken

Den Autoverkehr entlang des Kais unter die Erde zu verlagern, würde rund 50 Mio. Euro kosten, das hat eine Machbarkeitsstudie im Auftrag Ursula Stenzels ergeben. Maria Vassilakou plant nun eine eigene Studie.

Wien. Er ist wahrlich kein Aushängeschild Wiens, kein Beispiel für gelungene Stadtplanung, für eine lebensfreundliche Stadt. Vielmehr nannte man ihn schon den hässlichsten Platz Wiens: den Schwedenplatz. Und eines ist klar, da herrscht politisch Konsens, er gehört umgestaltet. Im Idealfall sollen Donaukanal und Innenstadt zusammenwachsen, die Barriere, die die mehrspurige Straße entlang des Franz-Josefs-Kais bildet, verschwinden. Etwa, indem man den Kfz-Verkehr unter die Erde verlegt.

Diesen Plan treibt Ursula Stenzel, die Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, nun vehementer voran, nachdem sie das Thema Tunnel Ende vorigen Jahres auf den Tisch gebracht hat. Am Mittwoch legte Stenzel nun eine Machbarkeitsstudie vor, in der sie von Ziviltechniker Otfried Friedlich erheben ließ, wie, ob und zu welchen Kosten ein „City Tunnel“ machbar wäre. Das Ergebnis: Technisch sei die Untertunnelung machbar. Um das aktuelle Verkehrsvolumen ohne Verzögerungen unter der Erde unterzubringen, seien zwei (statt der überirdischen vier bis fünf) Fahrstreifen nötig, da der Verkehrsfluss unterirdisch nicht von Kreuzungen oder Ampeln gebremst wird.

Tunnelbau „einfacher, als man denkt“

Der vorgelegte Entwurf sieht einen Tunnel zwischen Morzinplatz und Dominikanerbastei vor, die Einfahrt würde an der Kreuzung Salztorgasse/Franz-Josefs-Kai entstehen, die Ausfahrt an der Ecke Biberstraße/Franz-Josefs-Kai. Der Bau dieses Tunnels sei „einfacher, als man denkt“, so Stenzel. Schließlich wurde beim Bau der U1 etwa sechs Meter unter dem Schwedenplatz ein Entlastungstunnel angelegt. Das heißt: Es gibt bereits Stützmauern als Abgrenzung zwischen Tunnelröhre und U-Bahn bzw. Morzin-Garage. Über dieser Röhre befindet sich ein mit Bauschutt und Erdreich gefüllter Hohlraum aus der Zeit des U-Bahn-Baus, den man für den Bau des 550 Meter langen Tunnels nutzen könnte, sagt Friedrich. Der Bau dieses Tunnels würde etwa 15,3 Mio. Euro kosten, die Oberflächengestaltung des Schwedenplatzes 19 Mio. Euro, die Änderung der Straßenbahnführung würde diesen Berechnungen nach 8,5 Mio. Euro kosten. Die geschätzten Kosten bewegen sich aber noch in einer Schwankungsbreite von plus/minus 25 Prozent, Stenzel sprach von in Summe etwa 50 Mio. Euro. Im Wiener Rathaus aber zweifelt man an dieser Aufstellung – und lässt diese Option prüfen und mögliche Kosten selbst berechnen. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hat jüngst eine eigene Verkehrsuntersuchung gestartet. Im Büro Vassilakou spricht man von einer „umfassenden Prüfung verschiedener Optionen für einen neuen Schwedenplatz“, die Version Tunnel soll davon nur ein Teil sein, heißt es eher zurückhaltend zur „schönen Vision“ Stenzels.

(C) DiePresse
(C) hgs
(c) hgs

Im Rathaus will man Ideen sammeln

Und während Stenzel schon von einem „anstehenden Architekturwettbewerb“ spricht, für den die Erhebung in ihrem Auftrag die Grundlage sein soll, will man im Rathaus erst die Resultate der eigenen Untersuchung abwarten, die im Laufe des Jahres vorliegen sollen. „Jetzt geht es darum, Inputs von allen Seiten zu sammeln und die Grundlagen für den architektonischen Wettbewerb zu schaffen“, so Vassilakou. Denn, dass der Schwedenplatz neu gestaltet gehört, das ist auch im Rathaus Konsens. Seit vorigem Dezember aber lag die Planung auf Eis. Damals ließ man die Pläne zur Umgestaltung stoppen, nachdem die ÖVP, so befand man im Verkehrsressort, sich nicht einig war, was sie wolle. Zuvor, im Oktober, wurde ein Leitbild zur Umgestaltung des Schwedenplatzes formuliert, das als Basis des Gestaltungswettbewerbs dienen sollte: Unter anderem sollten, so das Leitbild, Fußgängern größere Priorität eingeräumt werden, mehr konsumfreie Flächen, betretbare Grünflächen und neue Verkehrslösungen entstehen.

SP: Stenzels Vorstoß „unverständlich“

Doch kurz, nachdem das Leitbild sowohl von Vassilakou als auch Stenzel unterschrieben worden war, riefen Stenzel und VP-Wien-Chef Manfred Juraczka gemeinsam zu einer Protestaktion gegen eine Umgestaltung „zulasten der Autofahrer“ – also gegen eine Reduktion der Fahrspuren. Dass die ÖVP nun vorschlägt, die Fahrspuren (unterirdisch) zu reduzieren, stößt auf Verwunderung.

„Vor mittlerweile fast einem Jahr haben sich alle Fraktionen darauf geeinigt, die Tunnellösung sowie alternative Verkehrskonzepte prüfen zu lassen. Das wurde von der ÖVP infrage gestellt, bis das Projekt auf Eis gelegt wurde“, so Stenzels Stellvertreterin Daniela Stepp (SPÖ). Für sie ist es „unverständlich“, wieso Stenzl plötzlich doch auf Untertunnelung drängt. Und, Stepp stellt die vorgelegte Erhebung infrage, schließlich gebe es bei den geschätzten Kosten noch eine Schwankungsbreite von zehn Mio. Euro.

Das Konzept, die Kosten, wie und wann der Schwedenplatz neu gestaltet wird – da herrscht wohl in der Bezirksvorstehung der Innenstadt aber auch im Rathaus noch länger kein Konsens. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Der Wiener Schwedenplatz
Wien

Schwedenplatz: Umgestaltung nach ÖVP-Demo auf Eis

Der Schwedenplatz soll umgestaltet werden, das Leitbild wurde auch von ÖVP-Bezirkschefin Stenzel unterzeichnet. Nun hat die ÖVP aber dagegen protestiert - erfolgreich.
Dann gratuliere ich zum Megastau“ – Ursula Stenzel, Bezirkschefin der City, in ihrem Büro in der Innenstadt.
Wien

Stenzel: Autotunnel unter dem Schwedenplatz

Der Schwedenplatz soll neu gestaltet werden. Ursula Stenzel, ÖVP-Bezirksvorsteherin der Wiener Innenstadt, schlägt nun vor, den Verkehr in den Untergrund zu verlegen.
Wien

Schwedenplatz: Untertunnelung ist vom Tisch

Die Stadt ließ einen Vorschlag von Bezirksvorsteherin Stenzel prüfen - Tunnel wäre zu teuer. Vizebürgermeisterin Vassilakou kann sich aber eine Überplattung vorstellen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.