Negativer Einlagezins für Banken - Alles schon da gewesen

Die EZB plant wahrscheinlich den Einlagezins für Bankengeld unter die Null-Prozentmarke abzusenken. Im Norden Europas hat man mit der Maßnahme schon Erfahrung.

Die EZB sei durchaus "operationally ready". So beantwortete EZB-Präsident Mario Draghi eine entsprechende Frage von Medienvertretern Anfang Dezember 2012, ob die europäische Zentralbank die Option eines negativen Einlagezines für Banken in Erwägung ziehe. Nun im Juni 2014 wurde es Realität. Banken künftig einen Strafzins bezahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Dafür wird der Einlagezins erstmals unter die Nulllinie auf minus 0,10 Prozent reduziert.

Diese Maßnahme wäre übrigens nicht neu. Es gibt zwei Zentralbanken, die dies bereits praktiziert haben: Die dänische Zentralbank und die schwedische Riksbank. Wobei die Schweden bereits zweimal von einem solchen Schritt Gebrauch gemacht haben. Sie hatten zwischen Juli 2009 und September 2010 den Einlagesatz für Geschäftsbanken auf minus 0,25 Prozent gesenkt. Messbare Auswirkungen hatte die Maßnahme allerdings nicht, weil die Banken nur unbedeutende Summen bei der Notenbank parkten.

Dänemark hatte Erfolg

In Dänemark ist es noch keine zwei Jahre her, dass die Zentralbank einen negativen Einlagezins von minus 0,2 Prozent eingeführt hatte. Die Dänen wollten damit in erster Linie den Kapitalstrom aus der Eurozone abwehren und die parallel dazu verlaufende Aufwertung der dänischen Krone stoppen. Und in der Tat: Die Dänen waren mit der Senkung des Einlagezinses erfolgreich. Die Kronen wertete ab und damit verging den ausländischen Anlegern die Lust, ihr Geld in Dänemark zu parken. Im April 2014 konnte der Einlagezins wieder angehoben werden.

Bei den Kreditzinsen gab es in Dänemark eine interessante Entwicklung: Entgegen den Erwartungen - Sinkt der Leitzins, sollten auch die Marktzinsen sinken- sind diese sogar gestiegen. Der negative Einlagezins stellt für die Banken Kosten dar. Um diese wieder hereinzuholen, erhöhten die Banken die Kreditzinsen und erhöhten damit ihren Ertrag.

(red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Österreichs Sparer verlieren 15,5 Milliarden Euro

Laut Eco Austria haben Österreichs Sparer durch die niedrigen Zinsen bis Ende 2013 schon 12,9 Mrd. Euro verloren. Heuer dürften noch 2,6 Mrd. Euro hinzukommen. Börsianer jubeln hingegen über die EZB-Zinssenkung.
European Central Bank President Mario Draghi Announces Interest Rate Decision
International

EZB senkt Leitzins auf Rekordtief - Strafzins für Banken

Der Leitzins wurde auf 0,15 Prozent gesenkt. Die Banken müssen künftig einen Strafzins von 0,10 Prozent bezahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.
Leitartikel

Wir machen immer dasselbe - aber erwarten andere Ergebnisse

Die EZB senkt ihre Zinsen noch weiter, Geld wird noch billiger. Der Effekt?
Spekulanten werden animiert, Schuldner belohnt und die Sparer bestraft.
EZB-Zinsbeschluss

Reaktionen


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.