Der Mann aus Ghana, der in mehreren Wiener Kirchen randaliert hatte, ist nicht schuldfähig. Laut Gutachten ist er "so krank, dass er nicht gewusst hat, was er tut".
Ein 37-jähriger Mann, der Ende März in mehreren Wiener Kirchen Statuen verwüstet hatte, ist am Donnerstag aus der U-Haft entlassen worden. Das teilte eine Sprecherin des Straflandesgerichts mit. Ausschlaggebend für die Enthaftung war ein Gutachten einer Gerichtspsychiaterin.
Der Sachverständigen zufolge war der Mann infolge einer psychisch Erkrankung aus dem paranoid-schizophrenen Formenkreis zum Zeitpunkt der in den Gotteshäusern begangenen Sachbeschädigungen nicht in der Lage, das Unrecht seiner Handlungen einzusehen. Wörgötter stufte ihn als zurechnungsunfähig und damit nicht schuldfähig ein.
"Er ist schwer bedient. Er ist laut Gutachten so krank, dass er nicht gewusst hat, was er tut", erläutert der Rechtsvertreter des 37-Jährigen. Die Staatsanwaltschaft habe aufgrund der nicht gegebenen Zurechnungsfähigkeit "die gesamten Kirchen-Sachbeschädigungen bereits eingestellt", berichtete Verteidiger.
Verwüstungen in mehreren Kirchen
Der 37-Jährige hatte am 29. März im Stephansdom die Statue des Heiligen Judas Thaddäus - dieser gilt als Schutzpatron für aussichtslose Fälle - von einem Marmorsockel gestoßen und daneben die Lazaristenkirche in Wien-Neubau, die Pfarrkirche Breitenfeld in Wien-Josefstadt und die Pfarrkirche Neuottakring in Wien-Ottakring verwüstet. Nach seiner Festnahme gab der gebürtige Ghanaer zu, bereits Anfang Februar in der Pfarre St. Othmar am Kolonitzplatz in Wien-Landstraße und außerdem in der Barnabitenkirche in Wien-Mariahilf gewütet zu haben. Zu seinem Motiv erklärte der Asylwerber, er habe "im göttlichen Auftrag" gehandelt. Er habe "gegen die Heiligenverehrung" vorgehen wollen.
Obwohl die Taten vorerst nicht vor Gericht abgehandelt werden - die Erzdiözese kann die Verfahrenseinstellung allenfalls mit einem Fortführungsantrag bekämpfen -, muss der 37-Jährige wegen länger zurückliegender Delikte demnächst doch vor Gericht. Dabei geht es laut seinem Verteidiger "um kleinere Delikte": Der Mann soll sich nach einer Rauferei gegen seine Festnahme gewehrt und damit einen Widerstand gegen die Staatsgewalt begangen haben. Außerdem soll er versucht haben, den Streifenwagen zu beschädigen, mit dem er zwecks einer Einvernahme auf eine Polizeiinspektion gebracht wurde, indem er gegen das Armaturenbrett und die Gangschaltung trat.
Mindestens 150.000 Euro Schaden
Die zuständige Richterin hat diese Verhandlung auf den 26. Juni anberaumt. Da ihr im Hinblick auf die zu erwartende Strafe die weitere Anhaltung des seit zwei Monaten in U-Haft befindlichen Mannes unverhältnismäßig erschien, gab sie im Rahmen einer Haftprüfung einem Enthaftungsantrag seines Verteidigers Folge. Bei den Zerstörungen in Kirchen hat der Mann laut einer ersten Schätzung der Diözese einen Schaden von mehr als 150.000 Euro angerichtet.
(APA)